Verständnis des Themas: Kinder, die „zu viel fühlen“
Manche Kinder wirken, als würden sie „mehr“ spüren als andere: sie reagieren sehr stark auf kleine Frustrationen, weinen oder ärgern sich schnell, sind extrem aufmerksam gegenüber Stimmungen in ihrem Umfeld und zeigen eine tiefe Empathie für andere. Häufige Merkmale solcher hochsensiblen oder emotional intensiver Kinder sind: intensive Gefühlsausbrüche bei Überforderung, ausgeprägte Feinfühligkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen oder Lichtern, starkes Mitgefühl (z. B. beim Leid anderer Kinder oder Tieren), langanhaltende Grübelei über Erlebtes, perfektionistische Tendenzen und ein erhöhtes Bedürfnis nach Rückzug und Erholung nach sozialen Aktivitäten. Körperlich können sich diese Intensitäten als Bauchschmerzen, Schlafprobleme, Kopfweh oder als „Herzrasen“ in emotional belastenden Situationen zeigen. Gleichzeitig bringen solche Kinder oft große Stärken mit: Kreativität, tiefe Bindungsfähigkeit, intensives Erleben von Natur- und Kunstfreuden sowie eine hohe Beobachtungsgabe.
Fantasiereisen (geführte Imaginationen) sind für diese Kinder besonders hilfreich, weil sie auf mehreren Ebenen regulierend wirken. Durch klar strukturierte, sichere Bilder können Kinder einen inneren „Rückzugsort“ kennenlernen, an den sie sich mental zurückziehen können, wenn die Emotionen zu stark werden. Fantasiereisen fördern die Körperwahrnehmung (z. B. durch sanfte Body‑Scan‑Elemente), helfen die Atmung zu verlangsamen und schaffen durch wiederkehrende Anker (z. B. ein visueller Safe‑Place oder ein beruhigendes Mantra) sichere Ausgangspunkte für Selbstberuhigung. Weiterhin unterstützen sie die Entwicklung von Emotionsbewusstheit — Kinder lernen, Gefühle zu benennen, zu beobachten und zu verändern — und stärken das Selbstwirksamkeitsgefühl, wenn Ressourcenbilder (magischer Stein, schützender Mantel) bewusst aktiviert werden. Gut gestaltete Reisen geben dem Kind Vorhersehbarkeit und Kontrolle: es wird eingeladen, nicht gezwungen, und kann Techniken immer wieder üben, sodass sich die Strategie im Alltag abrufen lässt.
Wichtig ist die Abgrenzung zu klinischen Problemen: intensive Gefühle allein sind noch keine psychische Störung. Allerdings können ähnliche Symptome auch Ausdruck von Traumafolgen, Angststörungen, Depression, komplexen Belastungsreaktionen oder anderen Entwicklungsunterschieden (z. B. Autismus‑Spektrum, sensorische Verarbeitungsstörung) sein. Hinweise dafür, dass fachliche Abklärung notwendig ist, sind zum Beispiel: anhaltende, starke Beeinträchtigung in Schule/Sozialverhalten, häufige panikartige Zustände, Selbstverletzung oder Suizidgedanken, wiederholte Flashbacks oder dissoziative Zustände, deutliches Rückzugsverhalten über Wochen/Monate sowie körperliche Beschwerden ohne medizinische Erklärung. Bei Verdacht auf Traumatisierung oder bei starkem Stress ist eine traumasensible Vorgehensweise wichtig: kurze, ressourcenorientierte Übungen, klare Rückkehrmechanismen und die Einbindung von Fachpersonen (Kinder‑ und Jugendlichenpsychotherapeut:innen, Kinderärzt:innen, Traumatherapeut:innen). Grundsätzlich sollten Eltern und Fachkräfte sensibel beobachten, nicht pathologisieren, die Gefühle des Kindes validieren und bei anhaltender Belastung professionelle Unterstützung suchen.
Ziele von Fantasiereisen für emotional intensive Kinder
Kurzfristig geht es vor allem darum, das Kind im Moment zu stabilisieren: die Aufregung zu senken, die Atmung zu regulieren und die Körperwahrnehmung zu stärken. Praktisch bedeutet das, dass eine Fantasiereise dem Kind innerhalb weniger Minuten ein spürbar ruhigeres Erleben ermöglicht (ruhiger Atem, weniger Zappeln, entspanntere Haltung) und ihm eine einfache, direkt anwendbare Technik (z. B. Ballonbauch, Safe‑Place‑Bild) an die Hand gibt, mit der es sich selbst beruhigen kann. Solche Sofortziele sind gut messbar durch Beobachtbares: Kinder kehren schneller zu einer Aufgabe zurück, sind offener für Hinweise und zeigen weniger impulsives Verhalten nach der Übung.
Mittelfristig sollen Fantasiereisen die Emotionsbewusstheit und Selbstwirksamkeit stärken sowie konkrete Coping‑Strategien etablieren. Das heißt: Kinder lernen, Gefühle zu benennen, wahrzunehmen, und verfügen über mehrere „Werkzeuge“ (Atemanker, innerer Schutzort, Ressource wie ein Mutstein), die sie in belastenden Situationen gezielt einsetzen. Erfolg zeigt sich darin, dass ein Kind zunehmend selbstständig eine Technik auswählt, früher um Hilfe fragt oder Gefühle in Worte fasst, statt sofort in Überforderung oder Rückzug zu gehen. Regelmäßige, kurze Übungseinheiten über Wochen unterstützen die Automatisierung dieser Strategien.
Langfristig zielen Fantasiereisen auf Resilienz und bessere Selbstregulation im Alltag: höhere Frustrationstoleranz, stabilere Stimmung, bessere Schlafqualität und gelingendere soziale Interaktionen. Idealerweise kann das Kind Stresssignale früher erkennen, angemessener reagieren und sich nach intensiven Gefühlen schneller erholen. Solche Veränderungen entwickeln sich über Monate mit konsequenter Übung, elterlicher/pädagogischer Begleitung und Transfer in Alltagssituationen. Wichtig ist realistische Erwartungshaltung: nicht jede Übung wirkt bei jedem Kind gleich schnell; bei ausbleibender Besserung oder zunehmender Verschlechterung sollten fachliche Abklärung und Unterstützung hinzugezogen werden.
Grundprinzipien bei Gestaltung und Durchführung
Bei der Gestaltung und Durchführung von Fantasiereisen für Kinder steht Sicherheit und Freiwilligkeit an erster Stelle. Kinder sollen eingeladen, nie gedrängt werden. Vor jeder Reise kurz erklären, dass Mitmachen freiwillig ist, und eine einfache Ausstiegsmöglichkeit anbieten (z. B. „Wenn du möchtest, öffnest du einfach die Augen oder legst die Hand auf dein Herz“). Erfragen, ob das Kind bereit ist, und bei Unsicherheit lieber eine kürzere, sehr sicheren Übung wählen. Besonders bei Kindern mit Trauma‑Vorgeschichte sind kurze, kontrollierbare Übungen und klar sichtbare Rückkehrsignale wichtig.
Klarheit, Einfachheit und Vorhersehbarkeit schaffen emotionale Sicherheit. Halte die Struktur der Fantasiereise konstant (Einstieg/Körperwahrnehmung – Reise – Rückkehr – kurze Nachbesprechung) und nenne die ungefähre Dauer am Anfang. Bei jüngeren Kindern sind sehr kurze, wiederholbare Abläufe hilfreich; bei älteren Kindern kann die Struktur etwas komplexer werden. Ein einfacher Zeitanker (z. B. Sanduhr, leises Glockenzeichen) kann bei der Vorhersehbarkeit unterstützen.
Sprache sollte beruhigend, konkret und positiv formuliert sein und sinnnesspezifische Beschreibungen verwenden. Nutze Präsens und direkte Ansprache („Du spürst jetzt…“, statt „Du wirst fühlen…“). Vermeide abstrakte oder potenziell bedrohliche Metaphern; bevorzuge klar belegbare Sinneseindrücke („Du fühlst warme Sonne auf der Haut, du hörst das leise Rauschen von Blättern“). Formuliere Möglichkeiten statt Befehle („Wenn du möchtest, darfst du…“) und biete Wahloptionen („Magst du lieber die blaue oder die grüne Tür?“), damit das Kind Kontrolle erfährt.
Tempo und Pausen sind zentral für Wirksamkeit. Sprich langsam und mit ruhiger Stimme, setze deutlich hörbare Pausen nach Anweisungen, damit das Kind Zeit zum Erleben hat. Pausen können mit Atemanweisungen kombiniert werden (z. B. kurze Stille für 3 tiefe Atemzüge). Vermeide hastiges Vorlesen oder Auffüllen jeder Stille; oft ist genau diese Stille für die Integration wichtig.
Nonverbale Elemente verstärken die Wirkung: Atemzeichen (langsame Ein‑ und Ausatmung vorzeigen), sanfte Handgesten, Blickkontakt zu Beginn und Ende, ein visuelles Ankerobjekt (z. B. ein Stofftier, ein kleiner Stein) oder ein akustisches Start-/Endsignal (leises Glockenspiel, Klangschale). Bei körperlicher Nähe nur nach Einverständnis handeln; eine beruhigende Berührung kann tröstlich sein, ist aber nie vorauszusetzen.
Passe jede Reise an Alter, Entwicklungsstand und sensorische Bedürfnisse an. Jüngere Kinder brauchen kürzere, handlungsorientierte und multisensorische Bilder mit Bewegungspausen; ältere Kinder profitieren von komplexeren Metaphern und mehr Selbststeuerung (z. B. eigene Ressourcen wählen). Berücksichtige sensorische Empfindlichkeiten: bei auditiver Überempfindlichkeit die Lautstärke reduzieren, bei visuellem Stress das Licht dimmen, bei taktiler Sensibilität weiche Decken oder bestimmte Texturen anbieten.
Weitere praktische Hinweise: Vermeide suggestive Aufforderungen, Erinnerungen an belastende Erlebnisse heraufzubeschwören. Führe Rückkehrmechanismen klar ein (z. B. drei tiefe Atemzüge, Hände an die Knie, Augen öffnen auf Zeichen). Halte die Sprache inklusiv und empowernd, und passe Tempo sowie Bildsprache situationsgerecht an. Dokumentiere kurz, wie das Kind reagiert hat, und passe zukünftige Reisen entsprechend an.
Technikbausteine für Fantasiereisen
Kleine, leicht anwendbare Bausteine machen Fantasiereisen für emotional intensive Kinder wirksam und sicher. Die folgenden Technikbausteine lassen sich einzeln oder kombiniert einsetzen; bei allen gilt: Einladung statt Zwang, klare Rückkehrsignale und jederzeit die Option, die Übung zu unterbrechen.
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Körperwahrnehmung / kindgerechter Body-Scan
Kurz, spielerisch und sinnesorientiert: statt langer Anweisungen einzelne „Stationen“ im Körper erkunden (z. B. „Wir schauen mal, wie sich die Füße anfühlen — sind sie warm oder kühl?“, „Stell dir vor, dein Bauch ist ein kleiner Ballon, wie fühlt er sich beim Atmen?“). Dauer: 1–5 Minuten. Altersanpassung: 3–6 Jahre sehr kurz, mit Bewegung (Zehen wackeln, Arme strecken); 6–9 Jahre etwas konkreter; ab 9 Jahren längere, ruhigere Scans. Safety: bei körperlich sensiblen/traumatisierten Kindern nur sehr kurze, einführende Scans und Rückkehroption anbieten. -
Atemübungen eingebettet in Bilder
Visualisierungen erleichtern die Regulierung (z. B. „Ballonbauch“: beim Einatmen den Bauch nach außen wie einen Ballon füllen, beim Ausatmen den Ballon langsam Luft ablassen; „Kerze ausblasen“: tief einatmen, lange und gleichmäßig ausatmen, als würde man eine Kerze sanft ausblasen). Variationen: Duftkissen als Unterstützung, Atmen mit Hand auf dem Bauch. Tempo: langsam, mit hörbaren Pausen zum Mitatmen. Altersanpassung: 3–6 Jahre kurze Ein- und Ausatemzüge, 6–9 Jahre Zählmethoden (einatmen 1–2, ausatmen 1–4), ältere Kinder höhere Zähldauern. -
Safe-Place / Schutzort-Visualisierung
Aufbau eines inneren sicheren Ortes, den das Kind jederzeit aufsuchen kann. Elemente vorgeben (Ort, Farben, Gerüche, sichere Türen, Begleiter) oder das Kind selbst gestalten lassen. Kurze Script-Idee: „Stell dir einen Ort vor, an dem du dich ganz sicher fühlst. Was siehst du? Was hörst du? Wer ist bei dir?“ Dauer 2–10 Minuten je nach Alter. Einsatz: als Rückkehrpunkt bei Überstimulation. Achtung: bei Traumafällen keine forcierten Erinnerungen an reale Orte; lieber rein fantasievolle, neutral-positive Orte wählen. -
Ressourcenaktivierung (magischer Stein, leuchtender Umhang)
Ein kleines, tragbares inneres Hilfsmittel vorstellen: Stein, Umhang, Schild, Lichtball. Aufgabe: das Kind benennt Eigenschaften (z. B. „mutig“, „ruhig“, „stark“) und „lädt“ die Ressource mit diesen Qualitäten. Praktisch: echtes Objekt (Stein, Tuch) kann die Visualisierung unterstützen. Kurze Anwendung: bei Stress das Objekt innerlich oder tatsächlich in die Hand nehmen, drei tiefe Atemzüge, Qualität spüren. Fördert Selbstwirksamkeit und gibt ein konkretes Instrument für den Alltag. -
Metaphern für Gefühle (Wetter, Tiere, Farben)
Gefühle werden greifbar, wenn man sie in Bilder übersetzt: Wut = Gewitter, Traurigkeit = Regenwolke, Freude = Sonnenschein. Übungen: Gefühlswetter anschauen, entscheiden ob das Wetter bleiben oder sich verändern darf; Tiere als Gefühlsbegleiter (z. B. „die ängstliche Maus, die dir zeigen darf, wann du eine Pause brauchst“). Nutzen: Entdramatisierung, Distanz schaffen, Veränderungsmöglichkeit sichtbar machen. Hinweise: Metaphern sollen nicht bagatellisieren; immer Validierung der gefühlten Intensität. -
Container-Technik (Gefühle sicher aufbewahren)
Vorstellung eines stabilen Behälters (Schachtel, Koffer, Schatztruhe), in den das Kind eine überfordernde Emotion legen kann, um sie später wieder anzuschauen. Anleitung kurz und konkret: „Stell dir eine Kiste vor. Wenn das Gefühl sehr groß wird, packe es vorsichtig hinein, verschließe den Deckel und lege die Kiste an einen sicheren Ort.“ Varianten: die Kiste kleiner machen, das Gefühl schrumpfen lassen, oder mit einem zeitlichen Verschluss („ich öffne die Kiste später, wenn ich bereit bin“). Safety: nicht nutzen, um Gefühle dauerhaft zu verleugnen — immer späteres sortierbares Anschauen einplanen. -
„Kniestuhl“-/Nest-Technik als körperlicher Rückzugsanker
Ein kleiner, sicherer physischer Platz (z. B. ein weiches Kissen auf einem Stuhl, ein kleiner Sessel, eine Kuschelecke), wo das Kind sich kurz zusammenrollen oder mit den Füßen auf dem Boden verankern kann. Ablauf: klar benennen, dass dieser Platz für Regulation gedacht ist, Zeit begrenzen (z. B. 2–5 Minuten), Begleiter können eine kurze Beruhigungsübung anleiten (Atem, Hand auf Herz). Für jüngere Kinder ist aktive Begleitung wichtig; ältere Kinder können den Platz selbst wählen. Nicht verwenden, um Isolation oder Strafen zu erzeugen. -
Erdungsanker (Füße spüren, Hände auf den Boden)
Sinnvolle, schnelle Technik, um aus Kopfaktivität in den Körper zurückzukommen: „Fühle deine Füße auf dem Boden — wie fest sind sie? Drücke die Zehen einmal und spüre den Halt.“ Alternativen: fünf Dinge nennen, die du sehen kannst; Hände auf den Bauch legen; fünf-counting der Berührungspunkte (zwei Füße, zwei Hände, Rücken auf dem Stuhl = 5). Gut kombinierbar mit Atemübungen und Safe-Place. Dauer: 30–90 Sekunden bis 2 Minuten.
Praktische Kombinationsvorschläge
- Kurzsequenz (bei Aufregung): Erdungsanker (20–30 s) → Ballonbauch (1 min) → Safe-Place (1–2 min) → Rückkehrsignal.
- Längere Reise (entspannend): Body-Scan (2–4 min) → Ressource aktivieren (1–2 min) → Metapher zur Gefühlsarbeit (2–4 min) → Abschlussatem + Rückkehr (1 min).
Hinweise zur Durchführung
- Sprache: einfache, bildhafte Sätze; aktive Verben; kurze Pausen für Ein- und Ausatmen.
- Nonverbal: sanfte Stimme, langsames Tempo, visuelle oder taktile Reize als Anker (z. B. Hand auf Herz).
- Dauer und Komplexität dem Alter anpassen; bei Anzeichen von Überaktivierung sofort abbrechen und zu einfachen Erdungs- oder Atemübungen zurückkehren.
- Zubehör (Kuscheltier, Stein, Tuch) kann die Vorstellungskraft unterstützen, ist aber nicht zwingend.
- Dokumentation: kurz notieren, welche Bausteine gut funktioniert haben, um sie später gezielt wieder einsetzen zu können.
Diese Bausteine bieten eine flexible Toolbox, mit der pädagogische Fachkräfte, Eltern und Therapeut:innen auf die individuellen Bedürfnisse emotional intensiver Kinder eingehen können.
Alters- und situationsspezifische Anpassungen
Bei der Planung und Durchführung von Fantasiereisen ist die Anpassung an Alter, Entwicklungsstand und Momentaufnahme des Kindes entscheidend. Jüngere Kinder brauchen andere Bilder, kürzere Zeiten und mehr körperliche Einbindung als ältere Kinder oder Jugendliche. Im Folgenden praktische Hinweise und Beispiele, die sich leicht in Alltag, Kita, Schule oder Therapie integrieren lassen.
Für 3–6‑Jährige: Sehr kurz (ca. 2–5 Minuten), einfache, lebhafte Bilder und viele sinnliche Elemente verwenden. Geschichten können Bewegungen enthalten (z. B. „Wir sind Schmetterlinge, die Flügel ausbreiten“) und kurze Reime oder Wiederholungen nutzen, damit Kinder gut folgen. Körperwahrnehmung wird spielerisch gemacht: „Teddy-Check“ (Teddy nach Bauch, Schultern, Füßen fühlen) oder „Ballonbauch“ in Kombination mit Aufstehen/Setzen. Wechsel zwischen Stimme und kleinen Aktionen verhindert Überforderung. Immer eine klare, sichtbare Start‑/Stopp‑Geste oder ein kurzes Glockenzeichen anbieten, damit Kinder wissen, dass sie jederzeit aussteigen können.
Für 6–9‑Jährige: Länge etwa 5–10 Minuten; Bilder dürfen konkreter und leicht narrativ sein (z. B. eine kleine Mission im Freundlichen Wald). Einfachere Interaktivität einbauen: Kinder dürfen leise antworten, Geräusche machen (z. B. „einmal schnaufen wie ein Drache“) oder kurze Entscheidungen treffen („Möchtest du links oder rechts gehen?“). Atemübungen bleiben bildhaft („Kerze auspusten“), Körperübungen können länger gehalten werden. Sprache kann etwas komplexer sein, aber weiterhin konkret und positiv bleiben. Bei sensiblen Kindern Pausen zum Nachspüren einplanen und Reizreduktion (gedimmtes Licht, wenige visuelle Reize) berücksichtigen.
Für 9–12‑Jährige: Länge etwa 10–15 Minuten; Metaphern komplexer, Ressourcenübungen stärker integrieren (z. B. „Du findest einen Kompass, der dich zu innerer Ruhe führt“). Selbststeuernde Anteile einbauen: kurze Anleitungen, wie sie sich selbst eine Mini‑Fantasiereise geben können (z. B. 3 Sätze, die sie sich merken). Reflexion am Ende möglich: ein Wort oder Smiley zur Stimmung. Mehr Autonomie zulassen, z. B. Aufgaben, die sie allein ausführen können (Atemübung ohne Anleitung, eigenes Schutzortbild malen). Achtung: Manche Kinder in diesem Alter sind selbstbewusster, andere sensibel — individuell dosieren.
Für Jugendliche: Auf Wunsch länger, mit mehr Raum für Stille, Reflexion und Transfer in den Alltag. Sprache erwachsener, Möglichkeit zur inhaltlichen Mitgestaltung (Themenwahl, Formulierung eigener Mantras). Techniken können in Gespräche über Gefühle, Stressoren und Bewältigungsstrategien übergehen; Abschlussrituale (kurze Achtsamkeitsroutine, Journaling) fördern Nachhaltigkeit. Respektieren, wenn Jugendliche nicht teilnehmen möchten; bieten Sie Alternativen (z. B. eine kurze Bodenübung).
Gruppen‑ vs. Einzelsettings: In Gruppen sind Fantasiereisen kürzer, strukturierter und stärker vorhersehbar — klare Regeln (z. B. still sitzen, Handzeichen bei Bedarf rausgehen) und ein sichtbarer Zeitrahmen helfen. Verwenden Sie visuelle Timer, leichte Wiederholungen und Rituale (z. B. Begrüßungslied). Achten Sie auf heterogene Reaktionen: bieten Sie einen Rückzugsraum an. In Einzelsitzungen können Inhalte individuell abgestimmt, sensiblere Themen behutsamer erkundet und mehr Zeit für Nachbesprechung verwendet werden; hier ist Trauma‑Sensibilität besonders wichtig.
Situationsspezifische Anpassungen: Bei akuter Übererregung lieber sehr kurze, körperorientierte Übungen (z. B. 3 tiefe Atemzüge, Füße spüren) als lange Visualisierungen. Vor- oder nachstressigen Situationen (z. B. Arztbesuch, Klassenarbeit) kurze, standardisierte Mini‑Reisen oder Anker (ein „Mutstein“, ein kurzes Klangsignal) einsetzen. Vor dem Schlafengehen sanfte, beruhigende Bilder, tagsüber aktivierende, aber regulierende Bilder. Bei Kindern mit sensorischen Besonderheiten Reize anpassen: Kopfhörer, weicher Gegenstand, gedimmtes Licht oder mehr kinästhetische Elemente je nach Bedürfnis.
Sensorische und kognitive Anpassungen: Bei hoher sensorischer Sensitivität eher reduziertes Setting, langsamer Sprechtempo, weniger multisensorische Reize; bei Unterempfindlichkeit mehr taktile und bewegungsreiche Elemente. Sprache an das Sprachverständnis anpassen — kurze Sätze für jüngere Kinder, Metaphern und Reflexionsfragen für Ältere. Visuals oder Karten können besonders hilfreich sein, um Struktur und Vorhersehbarkeit zu erhöhen.
Sicherheits‑ und Autonomiemerkmale: Egal in welchem Setting — Freiwilligkeit betonen, ein einfaches „Stopp‑Signal“ vereinbaren und eine schnelle Rückkehrtechnik (z. B. drei tiefe Atemzüge, Füße spüren) einplanen. Bei Kindern mit traumatischer Vorgeschichte nur kurze, klar begrenzte Übungen und bei Bedarf traumasensible Weiterleitung an Fachpersonen.
Kurz zusammengefasst: Kürzere, sinnlichere, bewegungsfreudige Reisen für kleine Kinder; längere, reflektivere und selbststeuernde Formate für ältere Kinder und Jugendliche. Gruppen brauchen klare Struktur und Rückzugsmöglichkeiten; Einzelsettings erlauben individuelle Tiefe. Sensibilität für den aktuellen Zustand und die sensorischen Bedürfnisse entscheidet über Sicherheit und Wirksamkeit.
Beispielthemen und kurze Strukturvorschläge (Titelformate)
Hier einige konkrete Titelformate mit jeweils kurzem Ablauf, Zweck und praktischen Hinweisen zur zeitlichen Struktur (Einstieg – Reise – Rückkehr – kurze Nachbesprechung). Dauerangaben sind Richtwerte; an Alter und Bedarf anpassen.
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„Der sichere Leuchtturm“
Zweck: Schutzort-Visualisierung, Atemanker, Beruhigung. Dauer: 5–10 Min.
Ablauf: Einstieg (30–60 s): kurzer Kontakt, Einladung, Sitz- oder Liegeposition, drei langsame Atemzüge als Einstimmung. Reise (3–7 Min): Vorstellung eines Leuchtturms an einer vertrauensvollen Küste; Kinder beschreiben (oder unterstützt hören) die Farben, das gleichmäßige Licht, das ruhige Meeresrauschen. Während der Beschreibung Einbau eines Atemankers: beim Ansteigen des Leuchtturmslichts einatmen, beim Leuchten ausatmen / „Ballonbauch“-Bild. Ressourcen: der Turm hat eine sichere Tür, ein warmes Zimmer oder ein Kuscheltier als Schutz. Rückkehr (30–60 s): langsames Zurückkommen in den Raum, Finger und Zehen bewegen, Augen öffnen. Nachbesprechung (1–2 Min): Was hat sich warm oder sicher angefühlt? Welches Bild nimmt das Kind mit?
Variation: für Jüngere mehr Sinnesdetails (Salzgeruch, Möwenschrei), für Ältere Reflexionsfrage nach der „Tür“ als Zugang zur eigenen Ruhe. -
„Der freundliche Wald“
Zweck: Erkundung, Kontakt zu unterstützenden Ressourcen, Körperwahrnehmung durch Bewegungselemente. Dauer: 5–12 Min.
Ablauf: Einstieg (30–60 s): kurzer Bodenkontakt (Füße spüren), Einladung zum leisen Lauschen. Reise (4–8 Min): langsames Gehen durch den Wald, Bäume berühren (Vorstellung oder leichte Bewegung), Geräusche wahrnehmen, ein freundliches Tier begegnet und bietet Hilfe an (z. B. ein Eulenfreund, ein Reh). Körperwahrnehmung: Hände an den Stamm legen, tiefer Atem; bei Überstimulation kann das Tier einen beruhigenden Ausdruck geben (z. B. flauschige Wärme). Rückkehr (30–60 s): Tiere verabschieden, langsam den Rückweg antreten. Nachbesprechung (1–3 Min): Welches Tier war da? Was hat es dir gesagt? Eventuell Zeichnung oder Rollen-Spiel als Anschluss.
Variation: in Gruppen kurz Interaktionsimpuls (ein Tier-Mitbringsel weitergeben), in Einzelsetting stärkere Ressourcenaktivierung. -
„Die Wetterinsel“
Zweck: Metapher für Gefühle (Wetter), Akzeptanz und Veränderung trainieren. Dauer: 6–10 Min.
Ablauf: Einstieg (30–60 s): kurzes Erklären der Wetterbilder (Sonne = Freude, Sturm = Wut, Nebel = Traurigkeit). Reise (4–7 Min): Ankunft auf einer kleinen Insel, Beobachtung des Himmels; das Kind lernt, das „Gefühlswetter“ zu benennen und ihm Raum zu geben („Heute ist es stürmisch, und das ist okay“). Coping-Element: auf der Insel gibt es ein Boot oder eine Hütte, die hilft, das Wetter auszuhalten (z. B. ein stabiler Unterschlupf, ein Regenschirm). Rückkehr (30–60 s): Wetter beobachten, einatmen–ausatmen, langsam zurückkehren. Nachbesprechung (1–2 Min): Welches Wetter war heute? Was hilft dir, wenn es stürmisch wird?
Variation: Ältere Kinder können kleine Strategien auswählen, die sie „auf die Insel mitnehmen“ (z. B. Musik, Freund/in, Atemübung). -
„Der Mutstein“
Zweck: Stärkung von Selbstwirksamkeit, Zugang zu inneren Ressourcen. Dauer: 3–8 Min.
Ablauf: Einstieg (20–40 s): kurze Zielsetzung („Heute finden wir etwas Mut für eine schwierige Situation“). Reise (2–6 Min): visualisiere einen besonderen Stein, der warm leuchtet und Mut verleiht; das Kind nimmt den Stein in die Hand (im Körper spüren, z. B. zwischen den Handflächen) und spürt, wie er bei jedem Atemzug ein bisschen heller wird. Aktivierung: Kind benennt eine kleine Herausforderung, dem Stein wird eine unterstützende Qualität gegeben („ruhig“, „stark“, „mutig“). Rückkehr (20–40 s): Stein sicher weglegen oder in die Tasche stecken (mentales Hohlraumbild). Nachbesprechung (1–2 Min): Für welche Situation kannst du den Stein benutzen? Optional: kleiner Bastelstein als Transfer.
Variation: Bei größeren Kindern kann der Stein als „Innere Stimme“ personifiziert werden. -
Kurzstruktur für jede Reise (allgemein anwendbar)
Einstieg (10–60 s): Begrüßung, Lagecheck (Fühlen, Atmen), klare Zeitansage.
Reise (2–10+ Min): bildhafte Führung mit sensorischen Details, Atem- und Körperanker, Aktivierung einer Ressource oder eines Safe-Places.
Rückkehr (20–90 s): sanfte Rückkehrsignale (z. B. drei tiefe Atemzüge, Fingerbewegen), Raum für körperliche Bewegung.
Nachbesprechung (1–3 Min): ein Wort oder Smiley, kurze Frage („Was hat gutgetan?“), kreative Anschlussidee (zeichnen, Stein, Karte).
Allgemeine Hinweise zu Anpassungen: bei jüngeren Kindern mehr Bewegung und kürzere Bilder, bei sehr emotionalen Kindern besonders auf Rückkehrmechanismen achten (Container-Technik, physische Anker). In Gruppen klar kommunizieren, dass niemand zum Teilen gezwungen ist; Einzelsettings erlauben tiefere Ressourcennutzung und individuellere Nacharbeit.
Nacharbeit und Transfer ins Alltagsleben
Nacharbeit ist entscheidend, damit die Erlebnisse der Fantasiereise im Alltag wirken und die Kinder lernen, die gelernten Regulationstechniken selbst zu nutzen. Kurz nach der Reise sollte es einen klaren, sicheren Übergang zurück in Alltag geben – das hilft, die Erfahrung zu integrieren und Überstimulation zu vermeiden.
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Kurzreflexion (altersangepasst, freiwillig)
- 3–6 Jahre: Ein schnelles „Daumen hoch/mitten/daumen runter“, ein Smiley zeigen oder das Kind ein Bild malen lassen, das zeigt, wie es sich fühlt.
- 6–9 Jahre: Ein Wort oder ein kleines Zeichnen: „Was hat dir gutgetan?“ / „Welches Bild bleibt?“
- 9–12 Jahre und älter: Eine kurze Satzfrage: „Was hast du gespürt?“ / „Woran denkst du, wenn du ruhig werden willst?“
- Erwachsene geben ein kurzes Validieren („Danke, dass du geteilt hast“) und notieren ggf. eine Beobachtung (Dauer, auffällige Reaktion).
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Kreative Verarbeitung
- Zeichnen oder Collagen des Lieblingsbildes aus der Reise.
- Basteln von „Reise-Objekten“ (z. B. Mutstein, kleiner Beutel mit Sand, selbstbemalte Karte), die als Erinnerung oder Anker dienen.
- Erzählen oder Aufschreiben einer Mini-Geschichte über die Reise (für ältere Kinder).
- Rollenspiel: die sichere Szene nachspielen, um Selbstwirksamkeit zu stärken.
- Sensorische Varianten: Düfte (z. B. Lavendel), ein Stoffstück, das beim Berühren beruhigt.
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Routinen einbauen
- Kurzvarianten (1–3 Minuten) morgens, bei Übergängen (z. B. vor dem Unterricht, nach der Pause) und abends als Ruhe-Ritual.
- Feste Orte/Zeiten schaffen: z. B. „Ruhe-Pause“ vor dem Mittagessen oder „Kuschel-Reise“ vor dem Schlafengehen.
- Stundenplanfreundliche Micro-Übungen: 30–60 Sekunden Atemanker oder Erdungsabfrage („Füße auf dem Boden, 3 tiefe Atemzüge“) im Klassenzimmer.
- Konsistenz: kleine, tägliche Wiederholungen sind wirksamer als seltene, lange Sessions.
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Einsatz von Trigger-Signalen für schnelles Regulieren
- Akustisch: ein leiser Klangschalenton, eine kurze Glocke oder ein sanftes Klangspiel als Start-/Stoppsignal.
- Visuell: eine Karte mit dem Bild der Reise, ein Lichtpunkt oder ein kleines Symbol, das das Kind sehen kann.
- Haptisch: ein Stein im Taschenformat, den das Kind kurz in die Hand nehmen kann.
- Einführung: Signal vorher erklären, gemeinsam einmal üben, Zustimmung des Kindes einholen; Signal nie nutzen, um zu bestrafen.
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Integration in Schule und Gruppe
- Kleine Nachbesprechungsrunde (freiwillig) nach der Reise, in der jedes Kind ein Wort sagen darf.
- Gruppenregeln: Teilen, Nicht-Zwingen, Schutz der Privatsphäre (wer nichts sagen will, darf schweigen).
- Eigene Rückzugszone einrichten (z. B. „ruhige Ecke“) mit Materialien aus der Reise-Kiste.
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Dokumentation und Evaluation
- Kurze Notiz/Smiley-Chart für jede Sitzung (Kindesrückmeldung, Dauer, Auffälligkeiten).
- Wochenüberblick: beobachten von Veränderungen (Schlaf, Reizbarkeit, Konzentration).
- Anpassungen vornehmen, wenn Kinder nicht profitieren: Bildsprache, Dauer, Häufigkeit ändern.
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Umgang mit Widerstand oder starken Emotionen nach der Reise
- Erstes Ziel: Sicherheit herstellen (Kontakt halten, langsame Atmung, Bodenberührung).
- Angebot von Alternativen: Zuschauen statt Mitmachen, nur ein kurzes Atemspiel, später wiederholen.
- Bei anhaltender Überwältigung: Übung abbrechen, ruhige Betreuung, ggf. Eltern informieren und fachlichen Rat einholen.
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Rolle der Erwachsenen beim Transfer
- Modellfunktion: Erwachsene üben die Techniken mit und zeigen, wie sie selbst regulieren.
- Bestärkung: positives Feedback geben, wenn Kinder die Techniken eigenständig anwenden.
- Kontinuität: kurze Absprachen mit Eltern und Kolleg*innen, damit die Übungen konsistent bleiben.
Praktische Starterideen zum Einbauen
- Nach jeder Fantasiereise: 1 Minute Stille, 1 Frage („Was hat dir gefallen?“) und ein gemeinsames Atemritual (3 tiefe Atemzüge).
- In der Tasche: ein kleiner „Mutstein“ oder eine Karte aus der Reise als Erinnerungsanker.
- Tägliche Micro-Pause: 30–60 Sekunden „Ballonbauch“-Atmen vor dem Unterricht oder beim Übergang nach draußen.
Diese Schritte machen Fantasiereisen nicht nur zu einer einmaligen Erfahrung, sondern zu einem nutzbaren Werkzeug, das Kinder in ihrem Alltag wiederholt anwenden können.
Rolle von Eltern, Pädagog:innen und Therapeut:innen
Erwachsene sind für emotional intensive Kinder vor allem Bezugs- und Regulationspersonen: nicht alle Gefühle müssen das Kind allein „ausbaden“. Die Rolle von Eltern, Pädagog:innen und Therapeut:innen lässt sich praxisorientiert so beschreiben:
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Co-Regulation und Vorbildfunktion
- Kinder lernen Regulation durch beobachtbares Verhalten der Erwachsenen. Ruhiges, gleichmäßiges Atmen, benennbare Reaktionen auf Stress und das Offenzeigen eigener Bewältigungsstrategien (z. B. „Ich atme tief durch, wenn ich gestresst bin“) geben wertvolle Vorbilder.
- Praktisch: Eltern oder Erziehende setzen bei Überforderung kurze, sichtbare Beruhigungsrituale ein (Hand auf den Rücken legen, tiefe Atemzüge gemeinsam), die Kinder mitüben können.
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Validierung statt Wegdrängen
- Gefühle anerkennen („Ich sehe, du bist gerade sehr wütend/traurig/überwältigt. Das ist verständlich.“) wirkt entlastend und baut Vertrauen auf. Vermeide Abwertungen und gutmeinende Minimierungen („Das ist doch nichts“, „Reiß dich zusammen“).
- Konkrete Formulierungen anbieten, die helfen: „Es ist okay, dass du das so fühlst. Magst du mir zeigen oder sagen, was gerade am meisten stört?“
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Sicherheit, Struktur und klare Grenzen
- Kinder brauchen zugleich emotionale Sicherheit und verlässliche äußere Grenzen. Das heißt: ruhiger Raum, vorhersehbare Abläufe (z. B. klarer Beginn/Ende einer Fantasiereise) sowie konsistente Regeln mit liebevoller Durchsetzung.
- Grenzen setzen mit Warmherzigkeit: „Du darfst wütend sein, aber nicht schlagen. Lass uns zusammen einen Weg finden, die Wut rauszulassen.“
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Aufgaben nach Kontext
- Eltern: sichern Bindung und Alltag (Rituale, Schlaf, Ernährung), üben Fantasiereisen zu Hause, bieten Ruheplätze und Materialien (Kuscheltier, Malutensilien) zur Nachbearbeitung. Regelmäßige, kurze Übungen sind hilfreicher als seltene lange Einheiten.
- Pädagog:innen: sorgen für gruppentaugliche Strukturen (Signal vor Beginn, kurze Dauer, alternative Beschäftigung für überforderte Kinder), beobachten Unterschiede zwischen Kindern und informieren Eltern über Auffälligkeiten. In Klassen- oder Gruppen-Kontext ist ein fester Ruheort und ein diskretes Startsignal sinnvoll.
- Therapeut:innen: diagnostische Abklärung, traumasensible Anpassung von Fantasiereisen, Training von Eltern/Pädagog:innen in Co-Regulationstechniken, Integration in Therapiepläne. Therapeut:innen sind auch zuständig für Umgang mit intensiven Reaktionen und für das Aufstellen eines Rückkehrplans.
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Zusammenarbeit und Kommunikation
- Regelmäßiger Austausch zwischen Eltern, Pädagog:innen und Therapeut:innen verbessert Kontinuität. Kurzprotokolle (Was hat geholfen? Welche Reaktionen? Wann aufgetreten?) sind oft ausreichend.
- Gemeinsame, einfache Sprache und Signale vereinbaren (z. B. ein Handzeichen als Signal für eine Pause), so dass das Kind in unterschiedlichen Kontexten gleiche Unterstützung erlebt.
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Grenzen erkennen und Weiterverweisen
- Wenn Gefühle die Alltagsfunktionen stark beeinträchtigen (anhaltende Schlafstörungen, Gefahr für das Kind oder andere, Suizidgedanken, starke Rückzüge, exzessive Aggressionen), ist fachliche Hilfe durch Kinder- und Jugendpsycholog:innen oder ambulante/klinische Angebote notwendig.
- Therapeut:innen sollten traumapädagogische Kenntnisse haben; Pädagog:innen/Eltern sollten bei Verdacht auf Trauma sehr kurze, sichere Übungen wählen und eine fachliche Abklärung anstoßen.
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Ethik und Praxis
- Einverständnis der Eltern einholen bei regelmäßigem Einsatz, Aufzeichnungen oder therapeutischen Interventionen; Datenschutz beachten.
- Sensibel mit Informationen umgehen und nur das Nötige weitergeben. Kinder in Entscheidungen einbeziehen (Freiwilligkeit betonen).
Kurze Checkliste für Erwachsene: atmen und Modell sein; Gefühle benennen und akzeptieren; sichere Routine und klare, warme Grenzen; kurze Dokumentation und regelmäßiger Austausch; bei starken oder anhaltenden Problemen fachliche Hilfe holen.
Sicherheits- und Ethikhinweise
Bei Fantasiereisen für emotional intensive oder hochsensible Kinder müssen Sicherheit und Ethik durchgängig Priorität haben. Übungen sollen stabilisieren und stärken — nicht zu intensiven Erinnerungen oder Überwältigung führen. Einige praktische Hinweise und Verhaltensregeln:
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Zwang und Suggestion vermeiden: Fantasiereisen sind immer freiwillig. Formulierungen dürfen nicht suggestiv sein („Erinnere dich jetzt an…“), sondern einladend und offen bleiben. Kinder müssen jederzeit abwählen können; eine einfache Stop-Phrase oder Geste (z. B. „Stopp“ oder Handzeichen) vorher vereinbaren.
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Traumaempfindlichkeit und Rückkehrmechanismen: Bei bekannten oder möglichen Traumafolgen nur traumasensible, sehr kurze Übungen nutzen. Jede Reise braucht klare Rückkehrschritte (langsames Aufrichten, tiefe Atmung, Augen öffnen, Hände fühlen). Baue jederzeit einfache Erdungsübungen ein (z. B. „fühle die Füße am Boden“, „halte einen Stein“). Wenn ein Kind Anzeichen von Dissoziation, Flashbacks oder starker Übererregung zeigt, sofort stoppen und stabilisieren.
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Stoppsignale und Notfallplan: Vereinbare vor Beginn ein sichtbares Stoppsignal. Trainer:in/Anleitende haben einen klaren Plan für akute Überwältigung — Ruhe bewahren, Körperkontakt nur mit Einwilligung, einfache Erdungsübungen, Kontaktperson/Eltern informieren, ggf. professionelle Hilfe hinzuziehen. Dokumentiere Vorfall und getroffene Maßnahmen.
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Informierte Einwilligung und kindliche Zustimmung: Eltern/Erziehungsberechtigte müssen informiert werden über Zweck, Ablauf, Dauer, mögliche Risiken und Umgang mit intensiven Reaktionen. Zusätzlich sollte die Zustimmung des Kindes (Assent) altersgerecht eingeholt werden: kurz erklären, was passiert, und betonen, dass Mitmachen freiwillig ist.
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Vertraulichkeit und Grenzen: Erkläre vorab, welche Informationen vertraulich bleiben und in welchen Fällen Vertraulichkeit aufgehoben werden muss (z. B. bei Gefährdung des Kindes, gesetzlicher Meldepflicht). Halte Grenzen klar — keine therapeutische Gesprächsführung, wenn du keine ausreichende Qualifikation hast.
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Aufzeichnung, Datenschutz und Umgang mit Materialien: Bei Audio- oder Videoaufnahmen ist immer schriftliche Einwilligung der Erziehungsberechtigten nötig; erkläre Zweck, Speicherort, wer Zugriff hat und Löschfristen. Achte auf DSGVO-konforme Speicherung, passwortgeschützte Dateien und minimales Teilen. Requisiten (Kuscheltiere, Steine) hygienisch reinigen und auf Allergien achten.
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Schulung, Kompetenz und Supervision: Personen, die Fantasiereisen anleiten, sollten in Kindermeditation/Traumasensibilität geschult sein und Zugang zu Supervision haben. Kenne deine Kompetenzgrenzen und überweise frühzeitig an Kinderpsycholog:innen/Kindertherapeut:innen bei komplexen Traumafolgen, anhaltender Suizidalität, starken Angststörungen oder wenn das Kind wiederholt überfordert reagiert.
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Körperliche Sicherheit und Gesundheitsaspekte: Achte auf eine sichere Umgebung (rutschfester Untergrund, ausreichend Platz). Berücksichtige körperliche Einschränkungen, gesundheitliche Probleme (z. B. Epilepsie — laute Geräusche/Visualisierungen vermeiden) und Medikamente. Keine Übungen, die längere Atemanhaltungen erfordern, wenn gesundheitliche Risiken bestehen.
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Kulturelle Sensibilität und Respekt: Die Inhalte sollten kulturell und religiös sensibel gewählt werden. Frag nach Vorlieben/Abneigungen und passe Metaphern und Symbole an das Kind an.
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Dokumentation und Evaluation: Notiere kurz Ablauf, Reaktionen und getroffene Maßnahmen nach jeder Sitzung. Das hilft, Risiken früh zu erkennen und Übungen anzupassen.
Kurzstrategie für akute Überwältigung: langsam stoppen, ruhige Stimme, Kind an seinen Stopp erinnern, einfache Erdung (Füße fühlen, Gegenstand in der Hand), 3 tiefe Bauchatmungen, Sitzposition prüfen, Eltern/Bezugsperson informieren; falls nötig: fachliche Notfallbeurteilung einleiten.
Diese Sicherheits- und Ethikprinzipien schützen das Kind und sorgen dafür, dass Fantasiereisen heilend wirken können, statt belastend zu werden.
Evaluation: Wie messe ich Wirksamkeit?
Evaluation sollte einfach, kindgerecht und regelmäßig sein — und mehrere Perspektiven (Kind, Bezugspersonen, Beobachtung) zusammenführen. Wichtig ist, Veränderungen über Zeit zu dokumentieren statt Einzelereignisse zu überbewerten. Vorschläge zur praktischen Umsetzung:
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Kurzfeedback direkt nach der Reise (Sitzungs-Micro-Check, 1–2 Minuten)
- Beispiel: Smiley-Skala (sehr ruhig — sehr unruhig) 1–5; ein Wort, wie es dem Kind jetzt geht; Körperort benennen, wo es die Veränderung spürt.
- Alternativ drei einfache Fragen: „Wie ruhig bist du jetzt?“, „Was hat dir geholfen?“, „Was brauchst du beim nächsten Mal?“
- Nutzen: unmittelbare Selbsteinschätzung, schnelle Anpassung der nächsten Sitzung.
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Regelmäßige Kurzdokumentation (Eltern/Lehrpersonen, wöchentlich)
- Einfaches Protokoll: Anzahl von Wutausbrüchen/Überforderungen pro Woche, Schlafqualität (z. B. durchschnittlich Stunden, Einschlafzeit), Konzentrationsqualität in Schule/Gruppe (Skala 1–5), allgemeine Stimmung (kurzes Smiley-Chart).
- Verwenden Sie klare Defintionen (z. B. was zählt als „Wutausbruch“), damit Daten vergleichbar sind.
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Beobachtbare Verhaltensindikatoren
- Messbare Veränderungen wie verminderte Häufigkeit und Dauer von Weinen/Schreien, schnellere Beruhigungszeit, weniger körperliche Unruhe, längere Aufmerksamkeitsspannen.
- Notieren Sie Kontextfaktoren (Schule, Schlafmangel, besondere Ereignisse), um Ursache-Wirkung-Nuancen zu erkennen.
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Kurzskalen und standardisierte Instrumente (bei Bedarf)
- Für längere Evaluationen können einfache, validierte Kurzfragebögen genutzt werden (z. B. Strengths and Difficulties Questionnaire/SDQ) — nur mit entsprechender Qualifikation und Einwilligung einsetzen.
- Für den Alltag genügen aber oft eigene 3–5 Item-Checklisten, die regelmäßig ausgefüllt werden.
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Zeitlicher Rahmen und Auswertung
- Erste systematische Sichtung nach 4–6 Sitzungen; für stabilere Trends 8–12 Wochen beobachten.
- Vergleichen Sie Baseline (vor Beginn) mit Folgezeitpunkten. Dokumentation in einem Verlaufsschieber macht Trends sichtbar (z. B. einfache Diagramme oder eine Tabelle).
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Kombination von Methoden
- Subjektives Kind-Feedback + Beobachtung durch Bezugspersonen + kurze dokumentarische Notizen = robustere Aussagen über Wirksamkeit.
- Kreative Outputs (Zeichnungen, Geschichten) können zusätzliche Hinweise geben, ob das Kind Inhalte integriert hat.
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Praktische Tools (kindgerecht & schnell)
- Smiley-/Daumen-Skalen, Ein-Wort-Antworten, Sticker-Chart für positive Effekte, kurze Wochenprotokolle für Eltern/Lehrkräfte.
- Audioaufnahmen zur Sicherstellung der Übungs-Fidelity (nur nach Einwilligung).
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Anpassung und Qualitätsmanagement
- Ergebnisse zur Anpassung nutzen: Bilder vereinfachen, Dauer ändern, mehr Körperanker einbauen etc.
- Wenn nach angemessener Zeit (z. B. 8–12 Wochen) keine Verbesserung oder Verschlechterung erkennbar ist, fachliche Rücksprache suchen.
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Ethik, Datenschutz und Sicherheit
- Evaluation nur mit informierter Einwilligung der Eltern/Erziehungsberechtigten; personenbezogene Daten sicher aufbewahren.
- Achten Sie bei traumatisierten Kindern darauf, Messungen nicht retraumatisierend zu gestalten; beobachten Sie Reaktanz als mögliches Warnsignal.
Kurz gesagt: Machen Sie Evaluation leicht handhabbar, kindgerecht und fortlaufend. Kombinieren Sie kurzes unmittelbares Kind-Feedback, einfache Verhaltensprotokolle und periodische Reviews, um Wirksamkeit zu erkennen und Übungen sinnvoll anzupassen.
Praktische Hilfsmittel und Materialien
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Audiodateien (eigene Aufnahmen und professionelle): kurze, klare Dateien in altersgerechter Länge (2–15 Min.), ruhige Stimme, dezente Naturklänge oder Stille im Hintergrund. Dateien lokal speichern (Offline-Nutzung), mit Datum/Titel beschriften. Vor Verwendung anhören und auf Triggerinhalte prüfen. Bei Aufnahmen mit Kindern immer Einverständnis der Eltern einholen.
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Abspielgeräte: kleines Bluetooth- oder USB-fähiges Lautsprecherchen für gleichmäßigen, nicht zu lauten Klang; bei Einzelarbeit ggf. kinderfreundliche Kopfhörer (Lautstärkebegrenzung). Immer Lautstärke vorher testen, kein übersteuertes Basslevel.
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Raum- und Liegeausstattung: Yogamatte oder weiche Decke, kleines Kissen, Kuscheltier, optional Wärmflasche oder leichte Decke. Für Gruppen mehrere Matten in Abstand, Raumverdunkelung bzw. dimmbares Licht für beruhigende Atmosphäre.
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Akustische Hilfsmittel: kleine Klangschale, Chime/Glocke oder Holzblock zum dezenten Ein- und Ausstiegssignal; Regenstab oder Meeresrauschen (leise) als Übergangsgeräusch. Instrumente sparsam und vorsichtig einsetzen (keine schrillen Töne).
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Visuelle Karten und Requisiten: Bildkarten mit Safe-Place-Motiven, Emotionskarten, Karten für Atemübungen (z. B. Ballon, Kerze), laminierte „Start/Stopp“-Karten. Kleine Requisiten wie „Mutstein“, leuchtender Umhang, Tuch zum Abdecken/Entrücken (achtgeben auf Material, kein Erstickungsrisiko).
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Sensorische Materialien: Fidget-Spielzeug, Softball/Beanbag für Hände, Glitzerflasche (ruhig schütteln und beobachten), Sanduhr (30–60 Sek.) für Pausen, Knetmasse zur Erdung. Bei Allergien oder oralen Bedürfnissen Alternativen anbieten.
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Geruchs- und Temperatur-Elemente mit Vorsicht: dezente, kindgerechte Düfte (z. B. ein Tropfen Lavendel auf Tuch) nur nach Einwilligung und ohne bekannte Allergien; Raumtemperatur angenehm einstellen. Bei sensibel-sensorischen Kindern Gerüche weglassen.
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Dokumentation und Materialien für Fachpersonen: Ausdrucke der Texte/Skripte, kurze Ablaufpläne (Einstieg–Reise–Rückkehr), Notfall-/Rückkehrplan sichtbar bereitliegen, Liste mit individuellen Notizen (Sensorik, Trigger, bevorzugte Bilder).
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Technische Aufnahmeausrüstung (bei eigenen Audios): ruhiger Raum, externes Mikrofon (USB), Popfilter, einfache Schnittsoftware (z. B. Audacity), Aufnahme in mp3/wav, Hintergrundmusik sehr leise und ohne starke Melodien, klare Markierung von Atmepausen. Stimme langsam, warm, deutlich.
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Hygiene- und Sicherheitsmaterialien: Desinfektionstücher für Matten/Kopfhörer, extra Kissenbezüge, Ersatz-Kuscheltier (bei Gruppen), klare Regeln zur Nutzung von geteilten Gegenständen.
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Mobile/DIY-Hilfsmittel: „Reisebox“ mit Mutstein, Bildkarten, kleiner Klangglocke, Mini-Decke; visuelle Timer-App oder kleine Sanduhr; einfache Bastelsets, mit denen Kinder ihre Safe-Place- oder Ressourcen-Symbole gestalten können.
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Visualisierungstools und Transferhilfen: Laminierte Tages-/Ritualkarten für Morgen- oder Abendfantasiereisen, kleine Tagebücher für ein Wort/Smiley nach der Reise, Sticker als Belohnungssystem für regelmäßige Praxis.
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Schul- und Gruppen-Ausrüstung: ruhiger Eckenmarker (Teppich), Trennwände für Privatsphäre, mehrere Sets von Requisiten pro Kind oder Hygienemaßnahmen für geteilte Nutzung, kleines Signal (Glocke oder Licht) als Start-/Endzeichen.
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Hinweise zur Auswahl fertiger Materialien und Apps: auf kindgerechte, nicht überladene Sprache achten; Stimmen und Bilder testen; keine Werbe- oder In-App-Käufe im Zugang für Kinder; Privatsphäre/Datenschutz prüfen.
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Hinweise zu Einsatz und Pflege: Materialien regelmäßig überprüfen (Abnutzung, Hygiene), Requisiten kindgerecht sichern (keine Kleinteile für Kleinkinder), Eltern/Team über eingesetzte Materialien informieren und Einverständnis einholen, alternative Materialien für sensorische Bedürfnisse bereithalten.
Weiterführende Ressourcen
Hier einige weiterführende Ressourcen und Hinweise, geordnet nach nützlichen Kategorien, mit Suchbegriffen und Qualitätskriterien, damit Sie passende Materialien und Fortbildungen finden können.
Bücher und Sammlungen
- Praxisbücher mit Fantasiereisen und kindgerechten Achtsamkeitsübungen (deutsche Ausgaben/Übersetzungen): z. B. Eline Snel „Stille in mir“ (Sitting Still Like a Frog) – gute Einführung in kurze, kindgerechte Achtsamkeits- und Imaginationsübungen.
- Sammelbände mit Fantasiereisen für verschiedene Altersgruppen: suchen Sie nach Titeln mit Stichworten „Fantasiereisen Kinder“, „Entspannungsreisen für Kinder“, „Kindermeditation“.
- Handreichungen für Pädagog:innen und Therapeut:innen: Materialien, die theoretische Hintergründe, Praxisanleitungen und Anpassungshinweise vereinen (z. B. Kapitel zu Traumapädagogik und Sicherheitsankern).
Fortbildungen und Seminare
- Themen, nach denen Sie suchen sollten: „Achtsamkeit für Kinder“, „Kindermeditation“, „Fantasiereisen anleiten“, „traumasensible Pädagogik/Traumapädagogik für Kinder“, „Entspannungsverfahren für Kinder“.
- Anbieter: Volkshochschulen, Fachverbände für Kinder- und Jugendpsychotherapie, Weiterbildungsinstitute für Achtsamkeit/MBSR (mit kindbezogenen Angeboten), spezialisierte Traumafortbildungen für Pädagog:innen und Therapeut:innen.
- Achten Sie auf Zertifizierung, Praxisanteil mit Übungszeit und Rückmeldung durch Supervisor:innen.
Audio, Apps und Podcasts (Kategorien, keine werbliche Nennung)
- Audioformate, die sich eignen: kurze geführte Fantasiereisen (2–15 Min.), Serien für verschiedene Altersstufen, Versionen mit und ohne Musik, Download-Option für offline-Nutzung.
- Gute Apps/Portale bieten: altersgerechte Stimme(n), klare Sprache, Trauma-sensible Varianten (keine Trigger, Option zur Abkürzung), Profil-/Nutzungsoptionen für Kinder, Datenschutz/keine Werbung.
- Suchbegriffe: „Fantasiereise Kinder Audio“, „Kindermeditation Audio“, „Achtsamkeitsübungen für Kinder Podcast“.
Websites, Artikel und Fachtexte
- Eltern- und Pädagogenportale mit Praxisideen und kurzen Anleitungen (Suchen nach „Fantasiereise Anleitung Kinder PDF“).
- Wissenschaftliche und praxisorientierte Artikel zu Wirksamkeit von Achtsamkeit/Imaginationsübungen bei Kindern: Datenbanken wie PubMed, Google Scholar; Schlagwörter: „mindfulness children randomized“, „guided imagery children outcomes“.
- Leitfäden zur traumasensiblen Arbeit mit Kindern: von Fachstellen für Kinderschutz oder Traumatherapie (dort meist praxisnahe Hinweise zur Dosierung und Sicherheit).
Organisationen und Fachstellen
- Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Praxen, Kinderkliniken, Traumazentren und Beratungsstellen für Eltern bieten oft Material, Kurse oder Hinweise zu seriösen Angeboten.
- Berufsverbände (z. B. Kinder- und Jugendpsychotherapeuten) als Anlaufstelle für qualitätsgesicherte Fortbildungen und Kontakte.
Qualitäts‑ und Auswahlkriterien für Materialien
- Evidenzbezug: Hinweise zur Wirksamkeit oder Evaluation des Materials (Studien, Praxisberichte).
- Trauma-Sensibilität: klare Rückkehrmechanismen, kurze Einheiten, Möglichkeit zum Abbruch, keine Aufforderung zur Erinnerung an belastende Inhalte.
- Altersgerechtigkeit: Stimme, Tempo, Vokabular, Länge.
- Praktische Kriterien: Download/Offline, Werbefreiheit, einfache Bedienung, Transkript verfügbar (hilft bei Anpassung).
Praktische Hinweise zur Nutzung von Ressourcen
- Testen Sie neue Audios/Reisen zuerst selbst und dann mit einem einzelnen, vertrauten Kind, bevor Sie sie in Gruppen einsetzen.
- Holen Sie bei jüngeren Kindern und bei sensiblen Fällen vorher die Einwilligung der Eltern ein und informieren kurz über Ziel und Ablauf.
- Dokumentieren Sie kurz Wirkung und Reaktionen (kurze Notiz, Smileyskala oder ein Wort des Kindes), um Material anzupassen.
Suchbegriffe und Suchstrategien (Kurzliste)
- „Fantasiereisen für Kinder Audio“, „Achtsamkeit Kinder Übungen“, „Kindermeditation Fantasiereise“, „traumasensible Entspannung Kinder“, „geführte Fantasiereise Download Kinder“.
Erste Schritte zum Weiterlernen
- Beginnen Sie mit einem bewährten Einsteigerbuch und 2–3 kurzen Audioübungen, besuchen Sie eine lokale Fortbildung und tauschen Sie Erfahrungen mit Kolleg:innen aus.
- Achten Sie laufend auf Rückmeldungen von Kindern und Eltern und passen Sie Auswahl und Dauer der Übungen an.
Wenn Sie mögen, kann ich eine kurze Liste von konkreten Büchern, Podcasts und App‑Kategorien zusammenstellen, die auf Ihr Zielpublikum (Alter, Einzel-/Gruppensetting, traumasensibel ja/nein) zugeschnitten ist.
Fazit und praktische Umsetzungstipps
Vor jeder Anwendung kurz prüfen: Für welches Alter ist die Reise geeignet? Wie lange soll sie dauern? Welches konkrete Ziel verfolge ich (Beruhigung, Körperwahrnehmung, Ressourcennutzung)? Gibt es Hinweise auf Trauma oder besondere sensorische Bedürfnisse? Wer ist anwesend (Eltern, Pädagog:in) und wie ist der Rückkehrplan, falls das Kind stärker reagiert als erwartet?
Praktische Umsetzungstipps für den Alltag:
- Raum und Zeit: Ruhiger, vertrauter Ort, gedimmtes Licht, Störfaktoren minimieren. Kurze, regelmäßige Einheiten schaffen Verlässlichkeit (z. B. täglich 2–5 Min. bei Kleinen, 5–15 Min. bei älteren Kindern; bei Bedarf auch als kurze Stressunterbrechung).
- Stimme und Tempo: Langsam, warm und beruhigend sprechen; Pausen lassen, damit das Kind atmen oder innerlich nachgehen kann. Sätze einfach und konkret halten.
- Einstieg und Rückkehr: Immer klares Ritual (z. B. kurzes Signal, 3 tiefe Atemzüge) zur Einleitung und zum Ende. Nach der Rückkehr kurz nachfragen: „Was hat dir gutgetan?“ oder ein einziges Wort/Symbol wählen lassen.
- Erste Übungen zum Start (einfach, wirkungsvoll): 1) Ballonbauch-Atmen: Hände auf den Bauch, langsam tief einatmen wie ein Ballon, langsam ausatmen. 2) Sicherer Ort: Kurze, 1–2‑minütige Vorstellung eines vertrauten Schutzortes mit einem leuchtenden Anker (z. B. Stein, Umhang). 3) Erdungsübung: Füße bewusst auf den Boden spüren, drei kleine Schraubbewegungen der Zehen.
- Integration in Alltag und Rituale: Fantasiereisen in Morgen- oder Abendrituale, als Übergangsritual nach der Schule oder vor dem Schlafen; Kleinsignale (z. B. Glocke, Karten) als Startsignal einführen.
- Materialien nutzen: Eine kurze Audioaufnahme erstellen, die immer gleich beginnt; Requisiten wie ein „Mutstein“ oder ein Kuscheltier als Transferhilfe verwenden.
- Anpassung und Partizipation: Kinder mitentscheiden lassen – Titel der Reise, Figuren, Sinneselemente. Bei Überstimulation sofort abkürzen, zurück zur Erdung und bei Bedarf Betreuungsperson hinzuziehen.
Kurze Do’s und Don’ts:
- Do: Gefühle validieren, Freiwilligkeit respektieren, klare Rückkehrmechanismen anbieten, kleine Schritte planen.
- Don’t: Erinnerungen forcieren, zu lange oder zu komplexe Geschichten bei kleinen Kindern, Druck ausüben, das Kind isoliert lassen, wenn es intensiver reagiert.
Dokumentation und Evaluation:
- Kurznotizen nach jeder Sitzung (Datum, Dauer, Reaktion, was wirksam war) helfen bei Anpassungen. Einfache Feedback-Tools (z. B. Smiley-Skala, ein Wort) geben dem Kind Mitsprache.
- Bei fehlender Besserung, zunehmenden Vermeidungssymptomen oder heftigen Reaktionen fachliche Beratung suchen (Kinderpsycholog:in, Traumafachperson).
Wichtigster Grundsatz: Geduld und Kontinuität sind entscheidend. Kleine, verlässliche Übungen, eingebettet in sichere Beziehungen und Alltag, stärken Selbstregulation nachhaltiger als gelegentliche, intensive Anwendungen.
