Zielsetzung und Nutzen
Fantasiereisen für Kinder zielen darauf ab, Kindern eine altersgerechte, sichere und spielerische Möglichkeit zu bieten, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und angemessen auszudrücken. Konkret sollen Kinder ein emotionales Vokabular aufbauen, die Verbindung zwischen Körperempfindungen und innerer Gefühlswelt herstellen, einfache Strategien zur Beruhigung und Spannungsregulation erlernen und Selbstwirksamkeit im Umgang mit inneren Zuständen erfahren. Lernbare Kompetenzen sind z. B. das Erkennen von Grundgefühlen (Freude, Traurigkeit, Wut, Angst), das Benennen eigener Befindlichkeiten mit einfachen Worten oder Bildern, das Anwenden von Atem- oder Imaginationsübungen zur Beruhigung sowie das Einüben, Gefühle mitzuteilen oder um Unterstützung zu bitten.
Die psychosozialen Vorteile reichen von verbesserter Selbstregulation über gesteigerte Empathiefähigkeit bis hin zu Stressreduktion. Durch regelmäßige Fantasiereisen können Kinder lernen, Emotionen weniger als bedrohlich, sondern als normale innere Signale zu erleben, wodurch Angst und Überwältigung abnehmen und die Frustrationstoleranz steigt. Die Übungen fördern Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, unterstützen die Entwicklung von Perspektivübernahme (wichtig für soziale Kompetenz) und stärken die Resilienz gegenüber belastenden Situationen. Auf neuropsychologischer Ebene fördern bildhafte und körperorientierte Techniken die Verbindung zwischen Gefühlserleben und kognitiver Verarbeitung, was langfristig die Emotionsregulation stabilisiert.
Fantasiereisen sind vielseitig einsetzbar: in Kindertagesstätten, in Grundschulklassen, in therapeutischen Settings (z. B. Spiel- oder Traumatherapie) sowie zuhause als Familienritual. In Kitas eignen sie sich für kurze, regelmäßige Einheiten zur Gruppenregulation; in der Schule können sie als Start- oder Abschlussritual oder zur Konfliktbearbeitung genutzt werden; in der Therapie dienen sie als sicherer Einstieg, um schwierige Gefühle behutsam zu explorieren; zu Hause können Eltern die Reisen nutzen, um Abendroutinen zu beruhigen oder Kindern Werkzeuge im Umgang mit Ängsten und Wut zu vermitteln. Die Methode ist kostengünstig, leicht adaptierbar und lässt sich mit Bildern, Audioaufnahmen oder kreativen Nachbereitungen kombinieren.
Erfolg lässt sich durch einfache Indikatoren beobachten: häufigeres spontanes Benennen von Gefühlen, verstärkte Nutzung von erlernten Beruhigungsstrategien (z. B. Atemübung, „Safe-Place“-Vorstellung), verminderte Häufigkeit intensiver Ausbrüche oder Einschlafprobleme sowie positive Rückmeldungen von Erziehern, Lehrkräften und Eltern. Diese Zielsetzung und der Nutzen bilden die Grundlage für die konkrete Planung, Anpassung und Evaluation von Fantasiereisen zur Gefühlsarbeit bei Kindern.
Zielgruppe und Altersanpassung
Fantasiereisen sollten immer altersgerecht gestaltet sein — Sprache, Länge, Bilder und Interaktion richten sich nach den kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten der Kinder. Im Folgenden praktische Hinweise für die drei Altersgruppen, wichtige entwicklungspsychologische Besonderheiten und konkrete Anpassungen.
3–5 Jahre Diese Kinder sind sehr bildhaft und emotional unmittelbar; Denken ist noch stark konkret und oft egozentrisch. Aufmerksamkeitsspannen sind kurz (meist 3–8 Minuten), die Wortschatzentwicklung läuft, und sie benötigen häufige Wiederholungen und direkte Begleitung. Fantasiereisen für diese Gruppe sollten kurz (ca. 3–5 Minuten), rhythmisch und wiederkehrend sein. Verwende sehr einfache, konkrete Sprache, viele sinnliche Reize (Farben, Formen, Geräusche) und klare, beruhigende Wiederholungen („Atme ein – aus, wie eine kleine Welle“). Einbeziehung von vertrauten Elementen (Lieblingsstofftier, Kuscheldecke) und körperliche Anker (Hand auf den Bauch bei Bauchatmung) stärken die Sicherheit. Bildmaterial sollte großflächig und farbenfroh sein; Piktogramme oder Emojis zur Gefühlsanzeige funktionieren gut. Begleitpersonen sollten anfangs anwesend sein und nach der Reise kurz mit dem Kind sprechen und das Erlebte spiegeln.
6–8 Jahre Kinder in diesem Alter erweitern Sprache und Aufmerksamkeit (in der Regel 6–12 Minuten nutzbar), entwickeln stärkeres Perspektivverständnis und beginnen, Gefühle differenzierter zu benennen. Denken bleibt überwiegend konkret, aber die Fähigkeit zu einfachen Metaphern und inneren Bildern wächst. Fantasiereisen können länger (6–8 Minuten) sein, eine klarere Erzählstruktur haben und kleine Aufgaben oder Fragen enthalten („Welche Farbe hat dein Mut?“, „Nenne ein Geräusch, das du hörst“). Sprache darf bildhafter und variantenreicher sein, trotzdem kurz und klar bleiben. Visualisierungen (Bilder, einfache Karten) unterstützen das Verständnis; kleine Bewegungselemente oder Atemübungen helfen beim Fokus. Kreative Nachbereitung (Malen, kurze Geschichten) ist sinnvoll, um Erlebtes zu externalisieren. In Gruppen braucht es klare Regeln für Wortmeldungen und respektvolle Umgangsformen.
9–12 Jahre Ältere Kinder entwickeln komplexeres Denken, bessere Selbstregulation, längere Aufmerksamkeit (10–15 Minuten oder mehr) und ein feineres Gefühlsvokabular. Sie sind empfänglicher für abstraktere Metaphern und können Reflexionsfragen beantworten. Fantasiereisen dürfen inhaltlich facettenreicher sein, mit differenzierten Metaphern zur Emotionsarbeit und offenen Fragen zur Selbstanalyse („Was hat dir geholfen, dich zu beruhigen?“). Biete Wahlmöglichkeiten (Länge, Visualisierung, Stille vs. Musik) und respektiere Privatsphäre: nicht alle teilen gern in der Gruppe. Bildmaterial kann subtiler und detailreicher sein; Schreib- oder Tagebuchelemente, kreative Aufgaben und Rollenspiele als Nachbereitung sind geeignet. Achte auf Peer-Dynamiken und erhöhte Sensibilität gegenüber Bewertung.
Allgemeine Anpassungen und Hinweise
- Sprache: Kürzere Sätze, klare Verben und Gegenwartsform bei Jüngeren; bildhaftere, differenziertere Sprache und gelegentliche Fachbegriffe (mit Erklärung) bei Älteren.
- Dauer und Tempo: orientieren an Aufmerksamkeitsspanne; bei Unruhe lieber kürzere, häufigere Einheiten als eine lange Session.
- Stimme und Pausen: ruhig, warm, variierend; bei jüngeren Kindern häufiger sanfte Wiederholungen und deutlichere Pausen für Visualisierung.
- Sensorische Anpassung: Manche Kinder (z. B. mit Autismus oder sensorischer Empfindlichkeit) reagieren auf starke Gerüche, laute Klänge oder intensive Beschreibungen; biete reduzierten Reizlevel oder alternative, propriozeptive Anker (z. B. Decke, Fühlen einer Hand).
- Mehrsprachigkeit und kulturelle Sensibilität: Erlaube Begriffe in der Familiensprache, nutze universelle Bilder (Natur, Tiere) und frage nach kulturellen Bedeutungen, bevor du Metaphern verwendest.
- Inklusion: Für Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen kurze, interaktive Elemente; für Kinder mit emotionalen Traumata sichere Rahmenbedingungen, gegebenenfalls Rücksprache mit Fachkräften.
- Begleitung: Bei Vorschulkindern und bei unsicherer Gefühlslage der Gruppe haben Erwachsene eine größere Rolle in Co-Regulation und Nachbereitung; bei älteren Kindern verstärkt Partizipation und Selbstreflexion ermöglichen.
Kleine Beispielsätze als Orientierung:
- 3–5 J.: „Leg deine Hände auf den Bauch. Atme tief ein…und wieder aus. Stell dir vor, du bist ein kleiner, bunter Ballon.“
- 6–8 J.: „Du gehst jetzt durch einen Garten mit Farben. Welche Farbe fühlt sich heute warm an? Sag sie leise in Gedanken.“
- 9–12 J.: „Achte auf deine Atmung. Welche Emotion zeigt sich gerade? Gib ihr eine Form oder ein Bild — und beobachte, wie es sich verändert.“
Diese Anpassungen helfen, Fantasiereisen so zu gestalten, dass Kinder in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase Gefühle erkennen, benennen und sicher ausdrücken können.
Aufbau einer Fantasiereise zur Gefühlsarbeit
Eine Fantasiereise zur Gefühlsarbeit folgt am besten einer klaren, wiederholbaren Abfolge: ein bewusstes Ankommen, eine sanfte Entspannungsphase, die eigentliche Reise mit explorativen Aufgaben zu Gefühlen und schließlich eine sichere, deutliche Rückkehr und Abschluss. Diese Struktur gibt Kindern Orientierung und schafft einen geschützten Rahmen, in dem Gefühle gezeigt, benannt und erlebt werden dürfen, ohne dass sie überfordert werden.
Beim Ankommen geht es um Körperwahrnehmung und Orientierung: Sitz- oder Liegeposition finden, kurze Augenruhe, ein Gefühls-Check-in („Wie geht es dir gerade?“) und zwei bis drei tiefe Atemzüge zusammen. In der Entspannungsphase werden einfache Körperwahrnehmungs‑Elemente oder ein kurzer Körper-Scan angeboten (z. B. „Spürst du deine Füße? Lass sie schwer werden“), begleitet von langsamer Atmung. Die Reisephase nutzt bildhafte, altersgerechte Szenen, in denen Gefühle als Farben, Pflanzen, Wellen oder Figuren begegnet werden können; hier werden Kinder eingeladen, Gefühle zu benennen, im Körper zu lokalisieren und kleine Bewältigungsstrategien auszuprobieren (z. B. ein Gefühl in eine Wolke legen, es wie eine Blume betrachten oder eine mutmachende Figur um Hilfe bitten). Die Rückkehr besteht aus sanfter Aktivierung (Finger bewegen, tiefes Dehnen), kurzem Austausch (bei Gruppen ein Satz: „Was nimmst du mit?“) und einem Ritual, das signalisiert, dass die Übung endet (z. B. Hände zusammenklatschen oder ein kurzes Atemzeichen).
Die Länge und das Tempo richten sich eng nach dem Alter und der Erfahrung der Kinder. Für 3–5-Jährige sind 3–6 Minuten oft angemessen; für 6–8-Jährige 6–10 Minuten; für 9–12-Jährige 10–15 Minuten. Innerhalb dieser Zeiten lässt sich das Verhältnis von Ankommen/Entspannung zu Reise variieren: Jüngere brauchen prozentual mehr Ankommen und Aktivierung, Ältere mehr Raum für innere Erkundung und Reflexion. Generell gilt: lieber etwas kürzer und häufig wiederholen als zu lange und dadurch unruhig werden.
Stimme, Pausen und Atemanweisungen sind zentrale Werkzeuge. Die Stimme sollte ruhig, warm und berechenbar sein — weder zu hoch noch zu monoton. Langsam sprechen, mit klaren, kurzen Sätzen; nach wichtigen Sätzen oder Fragen bewusst Pausen lassen, damit Bilder entstehen können. Als Orientierung für Pausen: bei Vorschulkindern 3–6 Sekunden, bei Grundschulkindern 6–12 Sekunden, bei älteren Kindern bis 15 Sekunden; bei Gruppen eher kürzer, bei Einzelsitzungen kann länger gewartet werden. Atemanleitungen einfach und praxisnah halten: für Kleine 3 Sekunden ein, 3 Sekunden aus; für Schulkinder 4–4 oder 4 Sekunden ein, 5–6 Sekunden aus (längeres Ausatmen beruhigt). Wichtig ist, die Kinder anfangs anzuleiten und dann mit ihnen zu atmen — das schafft Verbindung und Orientierung.
Sensorische Details machen Bilder lebendig und helfen beim Verankern von Gefühlen. Nutze konkrete Sinneselemente: welche Farbe hat das Gefühl, wie fühlt sich die Oberfläche an (rau, weich), welche Geräusche sind da (Wind, Wasser), gibt es einen Geruch (frisch, süß), ist es warm oder kalt? Achte darauf, nicht zu viele Sinne gleichzeitig zu überfrachten; wähle pro Passage 1–2 starke Sinneseindrücke. Inkludiere wenn möglich reale Hilfsmittel (ein Dufttuch, eine warme Decke, Klangschale), damit Kinder die innere Erfahrung mit äußeren Ankern verbinden können. Sensorische Beschreibungen eignen sich auch, um körperliche Empfindungen mit Emotionen zu verknüpfen („Wenn du wütend bist, wie fühlt sich das in der Brust an — kribbelnd, schwer, warm?“), immer mit validierender Sprache und ohne Bewertungen.
Pausen sind nicht nur Schweigen, sondern aktive Räume für Verarbeitung. Nutze stille Minuten nach offenen Fragen, lasse Kindern Zeit, ein Bild zu formen, und beobachte nonverbal (Atmung, Mimik). Bereite außerdem Signale vor, die Kinder nutzen können, wenn sie sich unwohl fühlen (z. B. Hand heben, ein Stichwort sagen): das erhöht das Gefühl von Kontrolle. Bei Gruppen ist es hilfreich, die Fantasiereise mit einem leichten, routinierten Einstieg und einem ritualisierten Ende zu versehen, damit auch zurückhaltende Kinder wissen, was kommt.
Flexibilität und Sicherheit sind entscheidend: passe Tempo, Länge und bildliche Intensität spontan an, wenn Kinder unruhig oder überfordert wirken. Baue einfache Sicherheitsanker ein (z. B. ein „sicherer Ort“ in der Reise, an den sich das Kind jederzeit zurückziehen kann) und gib klare Anweisungen, wie die Einheit endet. So wird aus der Fantasiereise eine leicht zu moderierende, sichere Methode, Gefühle spielerisch zu erkunden und zugleich Wirklichkeitstoleranz und Selbstregulation zu fördern.
Inhaltliche Gestaltung: Szenarien und Metaphern
Die inhaltliche Gestaltung einer Fantasiereise zur Gefühlsarbeit lebt von klaren, bildhaften Szenarien und gut gewählten Metaphern. Sie geben Kindern einen sicheren, symbolischen Raum, in dem sie Gefühle erkennen, benennen und mit ihnen umgehen lernen können. Wichtig ist, dass die Bilder einfach genug sind, um von der jeweiligen Altersgruppe verstanden zu werden, und gleichzeitig genug Tiefe bieten, um unterschiedliche Emotionen und Regulationsstrategien abzubilden.
Beispiele für Szenarien (kurze Beschreibung und mögliche Einsatzweisen):
- Farbenwald: Jedes Gefühl hat eine Farbe oder einen Farbstreifen im Wald. Kinder gehen auf Entdeckungsreise, sammeln Farben in einem Beutel oder beobachten, wie Farben sich verändern. Einsatz: sehr gut für 3–7-Jährige, um Gefühle zu benennen (z. B. „Heute trägst du vielleicht ein kleines rotes Licht der Wut“). Sensorik: Licht, Rascheln, warme/kühle Farbwahrnehmungen.
- Gefühlsgarten: Pflanzen zeigen Gefühle (eine knospende Blume für Freude, eine welke Pflanze für Traurigkeit). Kinder dürfen gießen, bedecken, Schutz anbauen – das steht symbolisch für Fürsorge und Selbstregulation. Einsatz: fördert Verantwortungsgefühl und Mitgefühl; gut für 5–10-Jährige.
- Reise zum Innensee: Gedanken und Gefühle sind wie Wasser—mal stille Seeoberfläche, mal kleine Wellen, mal stärkere Brandung. Kinder lernen, auf die Wellen zu achten, sie zu beobachten und zu atmen, bis sie sich legen. Einsatz: vermittelt Achtsamkeit und das Prinzip des Vorüberziehens von Gefühlen; für 6–12-Jährige sehr geeignet.
- Der Freundliche Drache: Ein Drache repräsentiert kraftvolle Emotionen (Mut, Wut, Angst). Anstatt ihn zu bekämpfen, lernen Kinder, mit ihm zu sprechen, ihn zu streicheln oder ihm einen Platz zu geben. Einsatz: ideal für das Erforschen schwieriger, intensiver Gefühle; gibt Kindern Mut, sich starken Emotionen zu nähern.
Metaphern zur Emotionsbenennung und -regulation (praktisch einsetzbare Bilder):
- Wetter (Sonne, Wolken, Regen, Sturm): zeigt Wandelbarkeit und Neutralität von Gefühlen („Manche Tage sind sonnig, andere wolkig. Das ist normal.“).
- Wellen / Wasser: Gefühle kommen und gehen; Beobachten statt Bekämpfen; Atem als Rettungsboje.
- Farben: einfache Zuordnung und schnelle Wiedererkennbarkeit; gut für Gefühls-Check-ins.
- Tiere: z. B. „die kleine Angst-Maus“ oder „der laute Löwe“ – greifbar, altersgerecht und oft humorvoll entkräftend.
- Garten/Pflanze: Pflege, Wachstum, Ruhephasen; zeigt, dass Gefühle Zuwendung brauchen, aber nicht ewig bleiben.
- Ballon/Blase: Gefühle steigen auf und können durch Atem langsam entweichen; gut zur Atemregulation.
- Schatzkiste / Rucksack: Ressourcen, Fähigkeiten und Erinnerungen, die helfen; nützlich, um positive Strategien zu verankern.
- Ampel/Thermometer: schnelle Selbstüberprüfung („grün = bereit, gelb = achtsam, rot = Pause machen“) — hilfreich für Gruppenregeln.
- Safe Place / Zuhause: innerer Rückzugsort für Überwältigung; wichtig für Sicherheitsanker.
Konkrete Nutzungstipps für Metaphern:
- Wähle Bilder, die zur Lebenswelt der Kinder passen (Tierfiguren für Vorschulkinder, komplexere innere Landschaften für Ältere).
- Verknüpfe Metaphern direkt mit konkreten Regulationsschritten: z. B. „Atme tief wie ein Ballon, der langsam Luft abgibt“, oder „Stell dir vor, die Wellen tragen die Sorge langsam weiter aufs Meer hinaus“.
- Nutze wiederkehrende Bilder über mehrere Einheiten, damit Kinder Vertrautheit und eine innere Sprache für Gefühle entwickeln.
- Biete immer eine Art Werkzeugkiste innerhalb der Metapher an (z. B. im Gefühlsgarten: eine kleine Gießkanne für Selbstfürsorge, ein Sonnensegel gegen Sturm), das die Kinder bei Bedarf „greifen“ können.
- Vermeide zu dramatische oder bedrohliche Bilder, die Angst verstärken; ermögliche stattdessen Begegnung und Begleitung (z. B. „der Drache ist freundlich, er braucht nur Zuhörer“).
Balance zwischen positiven und herausfordernden Gefühlen:
- Jede Fantasiereise sollte herausfordernde Gefühle benennen, ihnen Raum geben und gleichzeitig Ressourcen und Hoffnung vermitteln. Beginne mit einer neutralen oder angenehmen Einstimmung, führe behutsam in schwierige Gefühle, arbeite mit validierenden Formulierungen und schließe mit einem Sicherheitsanker oder einer Stärkung ab.
- Baue „Exit-Punkte“ ein: kurze Pausen, die Möglichkeit, die Augen zu öffnen, oder ein Zeichen, wenn ein Kind die Reise verlassen möchte.
- Achte auf die Reihenfolge: Gefühle erkunden → akzeptieren → kleine Handlungsoptionen anbieten → sicherer Abschluss. So lernen Kinder, dass belastende Gefühle zwar da sein dürfen, aber nicht alles bestimmen.
- Halte die Balance individuell: manche Kinder profitieren von mehr Spiel und Ablenkung, andere von tieferem Erkunden. Biete Variationen an (leichtere vs. intensivere Versionen einer Metapher).
Beispiele für kurze Sätze, die Metaphern praktisch nutzbar machen:
- Farbenwald: „Schau, welche Farbe heute in deinem Beutel liegt. Wie fühlt sich diese Farbe in deinem Bauch an?“
- Gefühlsgarten: „Gieße jetzt die trauernde Blume. Atme tief ein — du gibst ihr Wärme.“
- Innensee: „Setz dich ans Ufer und sieh zu, wie die Wellen kommen und wieder gehen. Zähle bis vier, wenn die Welle am höchsten ist, und atme aus, wenn sie wegrollt.“
- Freundlicher Drache: „Sag dem Drachen, wofür er seinen warmen Atem gerade braucht. Vielleicht braucht er ein Kissen? Du kannst es ihm geben.“
Kurz: mit sorgfältig ausgewählten Szenarien und klaren, wiederkehrenden Metaphern schaffen Fantasiereisen eine sichere, spielerische Sprache für Gefühle. Sie ermöglichen Benennung, Beobachtung und regulierende Handlungsschritte — altersgerecht angepasst, sensibel geführt und immer mit einem verlässlichen Sicherheitsankerl am Ende.
Sprachliche Techniken und Fragen
Bei Fantasiereisen zur Gefühlsarbeit ist die Sprache das zentrale Werkzeug. Sie soll klar, einladend und kindgerecht sein, zugleich Raum für Eigenes lassen. Wichtige Prinzipien und konkrete Formulierungen:
Allgemeine sprachliche Prinzipien
- Kurz und konkret: Einfache Sätze, eine Idee pro Satz. Kinder folgen leichter, wenn die Sprache nicht überfrachtet ist.
- Bildhaft und sinnlich: Nutze Metaphern, Farben, Tiere oder Körperbilder (z. B. „Deine Wut ist wie ein roter Ballon“), damit Gefühle greifbar werden.
- Aktiv und im Präsens: „Du spürst…“, statt abstrakt über Gefühle zu reden.
- Wiederholung und Rhythmus: Wichtige Formulierungen ruhig wiederholen — das gibt Sicherheit.
- Anpassung an Entwicklungsstand: Sprache, Länge und Tempo dem Alter und der momentanen Verfassung anpassen.
- Raum lassen: Nach Fragen bewusst Pausen einbauen (bei kleinen Kindern 5–10 Sekunden, bei Älteren gern länger), damit Antworten entstehen können.
- Nicht drängen: Niemals ein „Warum?“ forcieren; stattdessen ein Angebot machen, wenn das Kind nicht antworten möchte.
Offene Fragen zur Selbstreflexion (Beispiele)
- Sanfte Einstiegsfragen: „Was spürst du gerade?“ / „Wie geht es dir in deinem Bauch/Herzen?“
- Körperorientierte Fragen: „Wo im Körper merkst du das Gefühl?“ / „Wie fühlt sich das an — warm, kalt, schwer, leicht?“
- Bildhafte Fragen: „Welche Farbe hat dein Gefühl jetzt?“ / „Wenn dein Gefühl ein Tier wäre, welches wäre es?“
- Handlungsvorbereitung: „Was würde dir jetzt helfen?“ / „Was könntest du tun, wenn das Gefühl stärker wird?“
- Altersadaptionen:
- 3–5 Jahre: sehr konkret, kurze Wahlfragen: „Bist du gerade lieber ruhig oder wild?“ „Zeig mir mit dem Daumen: geht es dir gut?“
- 6–8 Jahre: offene, aber einfache Fragen: „Was nimmst du in deinem Körper wahr?“ „Welche Farbe hat die Stimmung?“
- 9–12 Jahre: tiefer reflektierende Fragen: „Wann hattest du dieses Gefühl zuletzt?“ „Was löst es bei dir aus?“
Validierende Formulierungen (Beispiele und Dos)
- Direkte Anerkennung: „Das macht Sinn.“ / „Kein Wunder, dass du so fühlst.“ / „Ich sehe, das ist gerade schwer für dich.“
- Gefühle benennen, nicht bewerten: „Du bist gerade traurig.“ statt „Du benimmst dich wie…“
- Bestärken der Gefühlsakzeptanz: „Es ist okay, wütend/ängstlich/traurig zu sein.“ / „Gefühle dürfen da sein.“
- Empathische Spiegelung: „Du klingst sehr enttäuscht.“ / „Du atmest ganz schnell — vielleicht bist du aufgeregt.“
- Vorsicht: Keine Übernahme („Ich weiß genau, wie du dich fühlst“ vermeiden). Besser: „Ich kann mir vorstellen, dass das unangenehm ist.“
Satzbausteine für die Praxis
- Für Kinder 3–5 Jahre: „Du fühlst dich jetzt…“ „Das ist okay.“ „Möchtest du zeigen, wo das ist?“
- Für Kinder 6–8 Jahre: „Was spürst du in deinem Körper?“ „Welche Farbe passt dazu?“ „Wenn du willst, können wir zusammen atmen.“
- Für Kinder 9–12 Jahre: „Kannst du beschreiben, wie das Gefühl sich verändert, wenn du tief ein- und ausatmest?“ „Was hilft dir normalerweise, damit es leichter wird?“
Aktivierende Abschlussfragen (Integration und Handlungsorientierung)
- „Was nimmst du mit aus der Reise?“
- „Was möchtest du ausprobieren, wenn das Gefühl wiederkommt?“
- „Wen könntest du um Hilfe bitten, wenn du das brauchst?“
- „Wie kannst du dich an diesen ruhigen Ort erinnern?“ (Konkrete Erinnerungshilfen vorschlagen: Bild, Atemübung, Schatzkiste)
- Bei Gruppen: „Möchte jemand teilen, was er mitnimmt?“ (immer Freiwilligkeit betonen)
Techniken für Kinder, die (noch) nicht verbal antworten
- Wahlangebote geben: zwei Emojis, Karten oder Daumen hoch/runter.
- Körpersignale nutzen: „Zeig mit der Hand, wo es wehtut.“ / „Zeig mit dem Bild, welches Gefühl passt.“
- Gestaltende Alternativen: Malen, Formen legen oder eine Farbe wählen lassen.
Dos und Don’ts (kurz)
- Do: einfache, akzeptierende Sprache; Pausen; bildhafte Vergleiche; konkrete Handlungsoptionen.
- Don’t: Gefühle bagatellisieren („Das ist nichts“) oder bewerten („Du solltest nicht so wütend sein“); drängen; voreilige Interpretationen.
Kurz: Die Sprache soll sicher, verständlich und offen sein — Gefühle benennen, Raum geben, validieren und am Ende kleine, machbare Schritte anbieten. Das stärkt das emotionale Bewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Kinder.
Praktische Übungen und Variationen
Praktische Übungen sollten handhabbar, kurz und leicht variierbar sein, damit sie in Kita, Unterricht oder Zuhause nützlich werden. Ziel ist, Kindern Werkzeuge zu geben, Gefühle wahrzunehmen, zu regulieren und verbal oder kreativ auszudrücken. Im Folgenden konkrete, sofort einsetzbare Übungen, Varianten und Moderationshinweise mit Altersanpassungen.
Gefühls-Check‑in vor und nach der Reise
- Kurz und visuell: Für 3–5-Jährige Emojis oder Farben auf einer Tafel (glücklich, neutral, traurig, wütend). Jedes Kind zeigt ein Bild oder legt ein Kärtchen. Dauer: 30–90 Sekunden.
- Skala 1–5 für 6–8-Jährige: Kinder wählen eine Zahl oder malen ein Gesicht. Dauer: 1–2 Minuten.
- Reflexionsfragen für 9–12-Jährige: „Was fühlst du jetzt?“, „Wo im Körper spürst du das?“ Vor- und Nachvergleich dokumentieren (einfacher Beobachtungsbogen oder Emoji-Sticker).
- Varianten: Finger-Check (Daumen hoch/mitte/daumen runter), „Gefühlsampel“ (grün/gelb/rot), kurze individuelle Notizkarten.
Körperübungen zur Unterstützung der Fantasiereise
- Bauchatmung (Altersvarianten): Kleines Kind: Hand auf Bauch legen, Ballon vorstellen; Einatmen = Bauch füllt Ballon (3 Sekunden), Ausatmen = Ballon geht raus (3–5 Sekunden). Grundschulalter: 4–4–6-Atmung (Ein–Halte–Aus). Wiederholungen 3–6x.
- Schulterkreisen & Entspannungswellen: Schultern nach oben ziehen, zurückrollen und fallenlassen (3–5x). „Welle“: Hände über Kopf, langsam nach vorne sinken, Körper entspannen.
- Progressive, kindgerechte Muskelentspannung: „Stell dir vor, du machst eine große, feste Katze“ (Anspannen) – „Jetzt wirst du eine weiche Wolke“ (Loslassen). Kurz, 2–4 Muskelgruppen.
- Grounding-Übung 5–4–3–2–1: Nenne 5 Dinge, die du siehst, 4 Geräusche, 3 Dinge, die du fühlst, 2 Gerüche, 1 Gefühl. Funktioniert gut bei Übererregung und bei älteren Kindern.
- Bewegungsvarianten: Tierwege (z. B. Löwenstolz für Mut, Bärenschritte für Wutabbau), Sternstretch für Dehnung, leise Schritte zum „Sicherheitsort“.
Kreative Nachbereitung
- Malen: Freie Bildaufgabe nach der Reise („Male die Stelle deines Körpers, wo du das Gefühl gespürt hast“ oder „Welche Farbe hatte dein Gefühl?“). Materialien: Papier, Buntstifte, Wasserfarben.
- Geschichten schreiben/weitererzählen: Jüngere Kinder erzählen mit einem Stofftier; ältere schreiben kurze Fortsetzungsgeschichten oder Comics (zwei Felder: „Gefühl vorher“ / „Wie ich damit umgegangen bin“).
- Rollenspiel / Puppen: Szenen nachspielen, wie man einem Freund von einem Gefühl erzählt oder wie man um Hilfe bittet. Moderationshinweis: Rollenspiel immer freiwillig anbieten.
- Bastelangebote: Gefühlsboxen (kleine Behälter mit Symbolen), Emotionskarten selbst gestalten, „Sicherheitssteine“ (auf Stein ein Wort malen).
- Dokumentation: Kinderkleines Tagebuch oder Moodboard, in das sie nach jeder Einheit ein Symbol kleben.
Gruppen- vs. Einzelsettings: Moderationshinweise
- Gruppen: Regeln zu Beginn festlegen (zuhören, nicht beurteilen, „Passen“-Option). Verwende Partner‑ oder Kleingruppenarbeit, damit Kinder weniger exponiert sind. Zeitrahmen kurz halten (Vorschulalter 5–10 Min, Grundschule 10–20 Min).
- Einzelarbeit: Tieferes Eingehen, auf nonverbale Signale achten. Hier mehr offene Fragen und langsamere Pausen verwenden.
- Signale und Sicherheit: Ein Stopp-Signal einführen (Handzeichen, Stein reichen), damit Kinder die Übung jederzeit abbrechen können. Bei Überwältigung sofort zur Beruhigung zurückkehren (Sicherheitsanker, kleine Atmungseinheit, ruhiger Raum).
- Rollenverteilung: In Gruppen mit mehreren Betreuenden sollte eine Person die Fantasiereise führen, die andere beobachtet und bei Bedarf Einzelführung übernimmt.
Variationen und Materialeinsatz
- Mit Musik oder ohne: Leise Hintergrundklänge (Naturgeräusche, Harfe) können die Vorstellungskraft unterstützen; bei sensiblen Kindern lieber stille Varianten.
- Props: Duftstäbchen (Mandel/vanille) für Geruchsbezug, kleine Tücher als „Sicherheitsanker“, Karten mit Gefühlsbildern.
- Audioaufnahmen: Aufgenommene Kinderversionen erlauben Wiederholung zuhause; dabei auf Datenschutz und Elterneinwilligung achten.
- Outdoor‑Version: Fantasiereise im Garten, Geräusche in der Natur als Anker nutzen; Boden als „Karte der Gefühle“ benutzen (Steine mit Farben).
- Zeitliche Variationen: Mini‑Reise (2–3 Min) als Transition zwischen Aktivitäten; längere Sessions (15–20 Min) zur tieferen Bearbeitung.
Konkrete kurze Vorlagen (rasch einsetzbar)
- Mini-Check-in (1 Min): „Zeig mir mit einem Emoji, wie du dich fühlst.“ Sammel kurz die Ergebnisse.
- 3‑Schritt Beruhigung (2–4 Min): Bauchatmung 3x, Schulterkreisen 5x, Augen schließen und an einen sicheren Ort denken.
- Kreative Abschlussaufgabe (5–15 Min): „Male die Farbe deines Gefühls und erzähle in einem Satz, was dir hilft, wenn du das Gefühl hast.“
Sicherheits- und Dokumentationshinweise
- Beobachten: Auf Zeichen von Überforderung achten (Zittern, Weinen, Abkapselung). Bei starken Reaktionen die Übung abbrechen und auf regulierende Maßnahmen zurückgreifen.
- Vertraulichkeit: Kinder nicht zu persönlichen Themen drängen; bei sensiblen Aussagen Erwachsene informieren (je nach Setting Eltern, Lehrkraft oder therapeutisches Team).
- Evaluation: Kurze Notizen zum Verlauf (Wer reagierte wie? Welche Übungen halfen?) helfen bei der Anpassung. Bei Bedarf Einbindung der Eltern zur Nachbereitung.
Diese praktischen Übungen sind leicht adaptierbar und lassen sich zu kurzen Routinen verbinden. Wichtig ist, Kindern Wahlmöglichkeiten, einen sicheren Rahmen und einfache Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie emotionsbezogene Fähigkeiten im Alltag trainieren können.
Umgang mit schwierigen Emotionen und Krisen
Beim Einsatz von Fantasiereisen zur Gefühlsarbeit muss besonders auf Anzeichen von Überwältigung und auf klare Handlungspläne für Krisensituationen geachtet werden. Kinder können sich plötzlich zurückziehen, panisch werden oder stark agitiert reagieren; deshalb sind Beobachtungsgabe, klare Regeln und eine vorbereitete Reaktion essenziell.
Erkennen von Überwältigung und Sofortmaßnahmen: Achte auf körperliche und verhaltensbezogene Signale wie schnelle Atmung, Zittern, Weinen, plötzliches Verstummen, Wegdrehen, starke Unruhe, Schreien, Fluchtversuche oder das Erstarren (dissociative Reaktionen). Bei stärkerer Eskalation (Selbstverletzung, aggressive Ausbrüche, andauernde Panik) erfolgt sofortige Unterbrechung der Übung. Vorgehen: ruhig stoppen, das Kind mit sanfter Stimme ansprechen („Du bist jetzt hier bei mir. Wir machen eine Pause.“), Abstand schaffen und körperliche Sicherheit herstellen (keine Handlungen, die das Kind festhalten, außer bei akuter Gefahr). Beruhigende Atemanweisungen (gemeinsames langsames Ein- und Ausatmen), einfache Bodenanker (z. B. Füße bewusst spüren, Hände aneinander legen) und ein sicherer Begleiter (Erzieher/Lehrkraft) in Sichtweite helfen, die Situation zu stabilisieren. Wenn nötig, das Kind in einen separaten, ruhigen Raum begleiten und Eltern/Betreuer informieren.
Sicherheitsanker und „Safe Place“-Techniken: Baue vorab mit jedem Kind einen oder mehrere „Sicherheitsanker“ ein — konkrete, leicht abrufbare Strategien, die während der Reise aktivierbar sind. Beispiele: ein innerer „sicherer Ort“ (kurze, einprägsame Beschreibung einer vertrauten Kraftquelle), ein physisches Objekt (Stein, Stofftier), eine Atemübung (4-4-6-Zählung) oder eine kurze Grounding-Übung (5-4-3-2-1: fünf Dinge sehen, vier Dinge fühlen etc.). Vorgehensweise zur Einführung: gemeinsam auswählen, kurz üben, vereinbaren, dass das Kind jederzeit das Zeichen (Hand auf Herz, Daumen hoch) geben darf, wenn es die Übung stoppen oder einen Anker nutzen möchte. In der Fantasiereise selbst kann der Erzähler regelmäßig daran erinnern: „Wenn du magst, kannst du jetzt deinen sicheren Ort besuchen — dort bist du geschützt.“ So bleibt das Kind in Kontrolle.
Grenzen der Methode und Hinweise für professionelle Hilfe: Fantasiereisen sind begleitend und nicht als Ersatz für therapeutische Behandlung bei schweren oder chronischen psychischen Problemen geeignet. Hinweise für eine Überweisung an Fachpersonen: wiederholte oder anhaltende starke Ängste, traumatische Erinnerungen, suizidale Äußerungen oder Selbstverletzung, schwere Verhaltensstörungen, plötzliche massive Regressionsformen oder wenn mehrere Sofortmaßnahmen keine Stabilisierung bringen. In solchen Fällen Eltern und ggf. schulpsychologisches oder therapeutisches Fachpersonal zeitnah informieren, im Notfall die externe Krisenhilfe bzw. Rettungsdienst kontaktieren. Dokumentiere Beobachtungen sachlich (Was genau geschah, wann, wie reagiert, ergriffene Maßnahmen) und halte Absprachen mit Eltern sowie gegebenenfalls Überweisungen schriftlich fest.
Umgang mit Widerstand und Verweigerung: Widerstand ist häufig und sollte nicht persönlich genommen werden. Strategien: Wahlmöglichkeiten anbieten („Möchtest du heute eine kurze Reise hören oder lieber ein Bild malen?“), kurze Varianten (1–3 Minuten) oder spielerische Einstiege nutzen, nonverbale Zugänge (Musik, Atmen, Bewegung) anbieten und das Tempo dem Kind anpassen. Validierende, neugierige Sprache hilft: „Ich sehe, du magst das gerade nicht. Was würde dir jetzt guttun?“ Druck vermeiden; stattdessen kleine Schritte vereinbaren und Erfolge loben. Bei Gruppenarbeit Einzeloptionen ermöglichen, Rückzugsorte anbieten und Eltern abstimmen, wenn ein Kind wiederholt verweigert.
Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen: Klare Regeln, Einwilligung der Eltern bei therapeutischer Nutzung, Vereinbarungen zum Umgang mit persönlichen Themen, Datenschutz bei Aufzeichnungen und ein festgelegtes Krisenprotokoll (wer informiert wird, Telefonnummern, Verantwortlichkeiten) gehören zur sicheren Praxis. Schulungen für Leitungspersonen in Deeskalation, Kindeswohl und Handhabung von Notfällen sind empfehlenswert, damit Fantasiereisen sicher und unterstützend bleiben.
Integration in Alltag, Unterricht und Familienleben
Fantasiereisen werden am wirksamsten, wenn sie regelmäßig und als fester Teil des Alltags genutzt werden. Kleine, verlässliche Rituale helfen Kindern, die Technik zu verinnerlichen: Kurzformen von 2–5 Minuten eignen sich hervorragend morgens beim Ankommen, vor dem Mittagessen oder vor dem Schlafenlegen; längere Einheiten von 8–15 Minuten können einmal täglich oder mehrmals wöchentlich in Ruhe stattfinden (z. B. vor dem Abschluss des Kita- oder Schultags). Für Vorschulkinder sind häufige, kürzere Einheiten sinnvoll; Grundschulkinder profitieren zusätzlich von etwas längeren, inhaltlich variierteren Reisen. Ein wiederkehrendes Signal (ein kurzer Gong, eine Kerze, ein Sammelbild) markiert Beginn und Ende und gibt Sicherheit. Kleine Übergangsrituale – gemeinsames Atmen, eine Namensrunde oder das Halten eines „Gefühlssteins“ – erleichtern den Einstieg und fördern die Erwartungshaltung.
Um Fantasiereisen nachhaltig zu verankern, ist enge Zusammenarbeit zwischen Erziehern, Lehrkräften und Eltern wichtig. Informieren Sie Eltern kurz schriftlich und mündlich über Ziele, Ablauf und Sicherheitsmaßnahmen; bieten Sie ein Beispielskript oder eine kurze Audioaufnahme an, die zu Hause genutzt werden kann. Ein Elternabend, ein Workshop oder ein kurzes Video können Vorbehalte abbauen und zeigen, wie Eltern die Übungen in den Familienalltag integrieren (z. B. als Einschlafritual oder als Ruhepause vor den Hausaufgaben). Lehrkräfte sollten im Team abstimmen, wann und wo Reisen stattfinden (z. B. Morgenkreis, Sozialstunden, Projektwochen) und wie Ergebnisse weitergegeben werden. Achten Sie auf Transparenz und holen Sie bei Bedarf schriftliche Einwilligungen ein, besonders wenn Fantasiereisen in therapeutischen Kontexten oder mit Aufnahmen genutzt werden.
Dokumentation und Beobachtung unterstützen die Qualitätsentwicklung und machen Fortschritte sichtbar. Einfache, niedrigschwellige Tools reichen oft aus: Vor- und Nach-Check-ins mit Emojis oder einer 1–5-Skala, kurze Beobachtungsbögen für Erzieher/Lehrkräfte (z. B. „Kann Gefühl benennen / hat Beruhigungsstrategie genutzt / reagierte weniger impulsiv“), sowie kreative Nachbearbeitung (Malen, kurze Sätze im Gefühlsbuch) als Ausdrucksform. Führen Sie eine monatliche Übersicht mit anonymisierten Stichproben, um Trends zu erkennen (z. B. mehr Wortschatz für Gefühle, weniger Wutausbrüche). Teilen Sie Beobachtungen ressourcenorientiert mit Eltern: Was hat gut funktioniert, welche Übung kann das Kind zu Hause weiter üben? Stellen Sie zugleich sicher, dass Dokumente datenschutzkonform aufbewahrt werden und sensible Informationen nur mit Zustimmung weitergegeben werden. Bei Auffälligkeiten oder anhaltenden Verschlechterungen vereinbaren Sie zeitnah Rücksprachen und, falls nötig, professionelle Beratung.
Praktische Hinweise zur Integration: verknüpfen Sie Fantasiereisen mit bestehenden Angeboten zur emotionalen Bildung (Sozialkompetenztraining, Ruheinseln), machen Sie sie flexibel einsetzbar (mobiles Audio, Karten mit kurzen Impulsen) und binden Sie Kinder in die Themenwahl ein, damit sie sich verantwortlich fühlen. Kleine Erfolge sichtbar zu machen — ein Wandplakat mit „Gefühls-Sternen“, ein gemeinsames Portfolio oder kurze Erfolgsmomente im Wochenrückblick — stärkt die Motivation aller Beteiligten. Regelmäßige Team- und Elterngespräche zur Abstimmung, Reflexion und Anpassung der Angebote sichern die Nachhaltigkeit im Alltag, in der Schule und zu Hause.
Material, Vorbereitung und Ort
Für eine gelungene Fantasiereise ist die sorgfältige Vorbereitung von Raum, Material und Ablauf zentral — sie schafft Sicherheit, reduziert Ablenkungen und unterstützt die emotionale Aufnahmefähigkeit der Kinder.
Wahl und Gestaltung des Raums
- Ruhiger, möglichst ungestörter Raum: Türen schließen, Störquellen (Klingeln, Telefone) ausschalten oder stummschalten.
- Lichtverhältnisse: gedämpftes, warmes Licht wirkt beruhigend; ggf. Lampen dimmen oder mit Vorhängen Tageslicht regulieren. Bei Vorschulkindern etwas heller starten, zum Ende etwas dämpfen.
- Sitzmöglichkeiten: kleine Sitzkissen, Yogamatten oder Decken so anordnen, dass sich die Kinder wohl und sicher fühlen. Für jüngere Kinder halbliegende Positionen ermöglichen (Decke unterlegen).
- Temperatur und Luft: angenehme Raumtemperatur, gute Belüftung; keine zugigen Stellen.
- Geräuschkulisse: weiche Materialien (Teppiche, Vorhänge) dämpfen Hall; Hintergrundgeräusche durch weiße Geräusche oder leise Naturklänge können störende Außenlärm überdecken.
- Raumaufteilung: Kreis- oder Halbkreisstellung für Gruppensettings; bei Einzelarbeit beruhigende, vertraute Umgebung schaffen.
- Sicherheit und Sichtbarkeit: Fluchtwege frei halten, Sichtkontakt zur betreuenden Person halten.
Hilfsmittel und deren Einsatz
- Audioaufnahmen: vorbereitete Fantasiereisen als Backup (USB, Smartphone, Tablet) plus externe Lautsprecher für klaren, warmen Klang. Lautstärke vorher testen. Offline-Kopie bereithalten.
- Klangschale / Glocke / Softchime: sanfte Signale zum Beginn und Ende, zur Orientierung während der Reise oder als „Atemanker“.
- Karten mit Gefühlsbildern oder Emojis: als visuelle Unterstützung beim Einstieg und zur Nachbereitung (für Check-ins, Auswahl- oder Reflektionsübungen). Laminieren für Langlebigkeit.
- Taktile Objekte: kleine Stofftiere, Steinchen, Federn oder „Gefühlsbox“-Gegenstände, die Kinder aufnehmen können, um Emotionen zu symbolisieren oder Sicherheit zu bieten. Achte auf Hygiene und keine Kleinteile bei Kleinkindern.
- Decken und Kissen: Geborgenheit signalisieren; bei Bedarf als „Safe Place“-Decke kennzeichnen. Waschbare Materialien bevorzugen.
- Visuelle Hilfen: beruhigende Bilder, Poster mit Atmungs- oder Achtsamkeitsanleitungen, Farbtafeln zur Gefühlsbenennung.
- Technik-Backup: geladenes Gerät, Ersatzakkus/Ladegerät, Adapter, Verlängerungskabel, ggf. Kopfhörer für Einzelarbeit.
- Hygienematerial: Handdesinfektion, Ersatzdecken, Waschmittel für Textilien bei Bedarf.
Praktische Vorbereitung vor jeder Einheit — Checkliste (zum Abhaken)
- Raum reserviert und Störquellen minimiert (Türschilder „Bitte nicht stören“ vorbereitet).
- Licht getestet und angepasst (Vorhänge, Dimmer).
- Sitzkissen/Decken bereitgelegt; alternative Sitzmöglichkeit für Kinder mit besonderem Bedarf vorhanden.
- Audio-Datei geladen und Lautstärke geprüft; Ersatzgerät verfügbar.
- Klangschale/Signalinstrument griffbereit.
- Karten/Gegenstände für die Nachbereitung vorbereitet und hygienisch gereinigt.
- Allergien/empfindliche Kinder bedacht (keine Duftkerzen/Sprays ohne Klarheit).
- Erste-Hilfe-Set und Kontaktinformationen der Eltern in Reichweite.
- Dauer der Einheit notiert; Pausen- und Ausstiegszeichen klar festgelegt.
- Zustimmung/Informationen der Eltern (bei therapeutischer Nutzung oder Aufnahme) liegen vor.
- Backup-Plan für Unterbrechungen/Überwältigung (ruhiger Bereich, vertraute Person) verfügbar.
- Raum nach der Einheit lüften und Materialien säubern.
Weitere Hinweise
- Mobile Einsätze: in Kitas oder Schulen eine Transporttasche mit Standardmaterialien (Audio, Karten, Klanginstrument, Decken) bereithalten.
- Individualisierung: persönliche Lieblingskissen oder -objekte der Kinder (nach Absprache mit Eltern) können Sicherheit und Identifikation erhöhen.
- Dokumentation: kleines Heft für Beobachtungen und Besonderheiten führen (kurze Notizen genügen), um nächste Einheiten anzupassen.
- Respekt vor Grenzen: keine reizenden Düfte oder ungewohnte Lebensmittel einsetzen; Kinder vorher informieren, was passieren wird, und eine einfache Abbruchmöglichkeit anbieten („Wenn du möchtest, heb die Hand.“).
Diese Vorbereitung sorgt dafür, dass Fantasiereisen zur Gefühlsarbeit sicher, wirksam und angenehm für alle Beteiligten ablaufen.
Evaluierung und Erfolgskriterien
Evaluation sollte von Anfang an mitgedacht und praxisnah gestaltet werden: klare Ziele formulieren, einfache Messinstrumente wählen und Ergebnisse regelmäßig reflektieren. Zur sinnvollen Beurteilung kombinieren Sie kindgerechte Selbstangaben, Fremdbeobachtungen (Erzieher/Lehrkräfte, Eltern) und objektive Verhaltensindikatoren.
Mögliche Indikatoren
- Verbale Ausdrucksfähigkeit: Anzahl unterschiedlicher Gefühlsworte, die ein Kind spontan nennt; Antworten auf Fragen wie „Was fühlst du jetzt?“.
- Selbstregulation: Dauer bis zur Beruhigung nach Aufregung (in Minuten), Häufigkeit von Ausrastern oder Wutausbrüchen pro Woche.
- Emotionswissen: Erkennen und Zuordnen von Gefühlsausdrücken auf Bildern oder in Geschichten (Anzahl richtig zugeordnet).
- Anwendung von Strategien: Beobachtete Nutzung von Atmung, Safe-Place-Vorstellung, Körperübungen während oder nach der Reise.
- Soziales Verhalten: Anteil konfliktfreier Spielphasen, prosoziales Verhalten (anbieten, teilen, trösten).
- Subjektives Wohlbefinden: Kindgerechte Skalen (Emojis, 1–5 Smiley-Skala) vor und nach der Fantasiereise.
Praktische Messinstrumente
- Kurze Vorher-Nachher-Checkliste (2–5 Items) mit Emojis für Vorschulkinder; bei älteren Kindern einfache Likert-Angaben (1–5).
- Beobachtungsbogen für Fachkräfte: Datum, Dauer der Einheit, Auffälligkeiten, ein positives Verhalten, ein zu verbesserndes Verhalten.
- Elterneinschätzung: kurze Fragebögen (z. B. „Hat sich die Stimmung deines Kindes nach den Einheiten verändert?“ mit Antwortmöglichkeiten: ja/teilweise/nein; Freitextfeld).
- Frequenzlisten: Protokollieren Sie Häufigkeit von Ausrastern, Beruhigungsdauer, oder wie oft ein Kind eine Strategie anwendet (wöchentlich).
- Kurze Leistungsaufgaben: Kinder ordnen Bilder Gefühlen zu oder benennen Gefühle in einer kurzen Geschichte.
Standardisierung und Zeitrahmen
- Baseline erheben (1–2 Wochen vor Start), Zwischenevaluation nach 4–8 Wochen, abschließende Auswertung nach 12 Wochen; bei langfristiger Anwendung halbjährliche Review-Zyklen.
- Für verlässliche Aussagen sind mehrere Messpunkte nötig; kurzfristige Schwankungen sind normal.
Erfolgskriterien formulieren
- SMARTe Ziele setzen, z. B.: „Innerhalb von 8 Wochen kann das Kind vier Gefühle korrekt benennen“ oder „Anzahl der Wutausbrüche reduziert sich um 50 % innerhalb von 12 Wochen“.
- Erfolg kann auch qualitativ sein: Kind sucht eigenständig die Fantasiereise, zeigt weniger Scheu beim Teilen von Gefühlen oder nutzt angeleitete Atemübungen ohne Aufforderung.
Beispiel für einen einfachen Beobachtungsbogen (einzeilig)
- Datum / Einheit / Kind / Stimmung vor (Emoji) / Stimmung nach (Emoji) / Verhalten: positives Beispiel / Verhalten: herausforderndes Beispiel / Hinweise für nächste Einheit.
Feedback und Einbindung von Eltern/Lehrkräften
- Ergebnisse in kurzen, verständlichen Rückmeldungen teilen (z. B. „Max kann jetzt drei Gefühle benennen und nutzt die Bauchatmung, wenn er wütend ist“).
- Gemeinsame Anpassungen planen: mehr Wiederholungen von Atemübungen, kürzere Reisen, Einbindung eines Lieblingsgegenstands als Sicherheitsanker.
Interpretation und Grenzen
- Blick auf das Gesamtsystem: Veränderungen brauchen Zeit und sind von häuslichen/ schulischen Rahmenbedingungen abhängig.
- Kleine oder inkonsistente Verbesserungen nicht sofort als Scheitern werten; ggf. Intensität, Häufigkeit oder Individualisierung erhöhen.
- Verschlechterung oder starke Belastung signalisiert, dass fachliche Beratung (Kinderpsychologe/kollegiale Fallberatung) nötig ist.
Datenschutz und Dokumentation
- Beobachtungsdaten vertraulich behandeln, nur mit Einverständnis der Eltern teilen; anonymisierte Aufzeichnungen für Teamreflexion nutzen.
Nutzen der Evaluation
- Messung hilft, Wirksamkeit sichtbar zu machen, intervenierende Maßnahmen anzupassen und Erfolge zu dokumentieren — sowohl für die pädagogische Praxis als auch für Gespräche mit Eltern oder Fachstellen.
Praxisbeispiele: Ausformulierte Kurzskripte
Im Folgenden zwei ausformulierte Kurzskripte zum direkten Einsatz sowie Hinweise zur Personalisierung.
Farbenwald — Kurzskript (3–5 Minuten) für Vorschulkinder „Leg dich bequem hin oder setz dich entspannt. Schließe deine Augen, wenn du magst. Atme einmal tief ein… und langsam aus. Noch einmal: einatmen… und ausatmen. (Pause 5–7 Sekunden) Stell dir vor, du bist jetzt an einem Waldweg. Die Sonne scheint warm auf dein Gesicht. Beim Gehen hörst du die Blätter rascheln. Vor dir öffnet sich ein bunter Wald – jeder Baum hat eine andere Farbe. Geh langsam zwischen den Bäumen entlang. (Pause 3–5 Sekunden) Der erste Baum ist ganz gelb. Er fühlt sich fröhlich an. Wenn du magst, darfst du dem gelben Baum deine Fröhlichkeit geben oder dir ein Stück Glück von ihm nehmen. Nimm einen tiefen Atemzug und lächle in dir. (Pause 5 Sekunden) Weiter geht es zum blauen Baum. Er ist ruhig und manchmal auch ein bisschen traurig. Du darfst ihm deine Hand geben oder eine kleine Wolke der Traurigkeit von dir ablegen. Atme langsam ein… und aus. (Pause 5 Sekunden) Jetzt siehst du einen roten Baum. Er ist stark und manchmal auch wütend. Du kannst ihm sagen: ‚Ich spüre Wut.‘ Vielleicht pustest du deine Wut wie einen roten Ballon weg – tief ein… und mit einem langen Ausatmen pustest du den Ballon fort. (Pause 6–8 Sekunden) Ganz am Ende ist ein grüner Baum. Er ist warm und beruhigend. Setz dich für einen Moment unter seine Zweige und fühle, wie dein Körper sich entspannt. Nimm noch einen tiefen Atemzug. (Pause 5 Sekunden) Wenn du bereit bist, sag leise ‚Tschüss‘ zum Farbenwald. Spür deine Füße, deine Hände. Bewege die Finger und Zehen. Öffne langsam die Augen. Du kannst dir ein kleines Blatt vom Baum in die Tasche stecken — etwas, das dich heute tröstet oder freut. (Ende, sanftes Klingeln oder Handzeichen)“
Gefühlsgarten — Ausführlicheres Skript (8–12 Minuten) für Grundschulkinder „Setzt euch oder legt euch bequem hin. Schließe die Augen, wenn du möchtest. Atme drei Mal ruhig ein und aus: ein… aus… ein… aus… ein… aus. (Pause) Stell dir vor, du stehst vor einem Tor. Dahinter liegt ein Garten, der nur für dich ist. Du öffnest das Tor und trittst ein. Überall wachsen Pflanzen, die Gefühle zeigen: Blumen, Sträucher, kleine Bäume. Vielleicht liegt ein Weg aus bunten Steinen vor dir. Gehe langsam den Weg entlang und schau dich um. (Pause 6–8 Sekunden) Zu deiner Rechten wächst die Mut-Blume. Sie hat große, kräftige Blüten. Wenn du an ihrer Blüte schnupperst, spürst du ein warmes Kribbeln im Bauch — das ist dein Mut. Du kannst sie anschauen, anfassen oder ihr etwas sagen: ‚Danke, dass du mich stark machst.‘ (Pause) Auf der linken Seite steht ein Busch mit sanften, blauen Blättern — die Ruhe-Pflanze. Setz dich für einen Moment neben sie und lege deine Hand auf den Boden. Stell dir vor, wie aus deinen Händen Wurzeln wachsen, die dich in die Erde verankern. Atme ruhig ein… und aus. Spüre, wie du sicher bist. (Pause 10 Sekunden) Weiter vorn liegt ein kleiner Teich voller Spiegel-Lilien. Sie zeigen dir, was gerade in dir ist. Schau in eine Lilie und nenne leise, was du bemerkst: ‚Ich fühle mich heute…‘ (Wenn Kinder Hilfe brauchen, gib Beispiele: fröhlich, müde, wütend, neugierig.) (Pause 8–10 Sekunden) Wenn du ein Gefühl findest, das sich groß oder schwer anfühlt, darfst du es an eine besondere Pflanze abgeben, die kleine Blätter wie Federn hat. Atme tief ein und leg das Gefühl bildlich auf ein Blatt. Beim Ausatmen siehst du, wie das Blatt leicht wird und vom Wind davongetragen wird. (Geführtes Atemtempo: 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus; wiederhole 3x) In der Mitte des Gartens ist ein Sonnensitz — dein eigener sicherer Platz. Du kannst dort immer hinsetzen, wenn etwas zu viel wird. Leg deine Hände auf den Bauch und spüre, wie er sich hebt und senkt. Du bist sicher. (Pause 6–8 Sekunden) Wenn du möchtest, kannst du jetzt eine Pflanze auswählen, die du mit nach Hause nehmen willst: eine kleine Blume des Mutes, ein Blatt der Ruhe oder einen Stein, der dich an etwas Schönes erinnert. Nimm ihn in Gedanken in die Hand, fühle sein Gewicht. (Pause) Es ist Zeit, langsam zurückzukehren. Verabschiede dich von deinem Garten: ‚Danke für die Hilfe.‘ Gehe zurück durch das Tor und bringe dein Pflänzchen oder deinen Stein mit. Atme tief ein… und aus. Spüre deinen Körper im Raum, bewege Finger und Zehen. Öffne die Augen, wenn du bereit bist. Vielleicht möchtest du jetzt aufschreiben oder malen, welche Pflanze du gewählt hast. (Ende — kurze Dankesworte an die Kinder)“
Hinweise zur Personalisierung der Skripte Passe Sprache, Länge und Bildsprache an das Alter und die Gruppe an: kürzere Sätze, einfache Metaphern und mehr pausenreiche Atemübungen für Jüngere; detailliertere Bilder, Reflexionsfragen und einfache Regulationstechniken (z. B. Box-Breathing) für Ältere. Nutze Namen oder vertraute Orte, um die Vorstellungskraft zu stärken („Stell dir deinen Lieblingsplatz als Teil des Gartens vor“). Erlaube Kindern, Farben, Pflanzen oder Symbole selbst zu wählen — das erhöht die Identifikation. Biete alternative Zugänge an: für Kinder, die nicht gut visualisieren, verwende Tast- oder Klang-Reize (ein weiches Tuch, eine Klangschale). In Gruppensettings kurz ein Sicherheitsritual einführen (z. B. stilles Handzeichen), damit Kinder zeigen können, wenn sie eine Pause brauchen. Bei Anzeichen von Überwältigung sofort die Reise abbrechen, zu einem sicheren Anker zurückkehren und das Kind mit einfachen, körperorientierten Übungen (Bodenkontakt, Atmen) stabilisieren; bei wiederkehrenden starken Reaktionen Fachpersonen hinzuziehen. Dokumentiere kurz, welche Metaphern gut ankamen und passe zukünftige Skripte daran an (z. B. Lieblingsfarben, kulturell passende Bilder, persönliche Interessen wie Tiere oder Sport).
Tipps für Lehrkräfte, Erzieher und Eltern
Stimme und Präsenz lassen sich gezielt trainieren: Atme vor jeder Einheit bewusst drei- bis fünfmal tief durch, sprich langsam und deutlich, und nutze eine warme, beruhigende Tonlage. Eine kurze Stimmaufwärmübung (Summen, Lippenflattern, tiefe Summtöne) vor der Gruppe hilft, Nervosität zu reduzieren. Sprich in kurzen Sätzen, variiere Lautstärke und Tempo, setze wohldosierte Pausen — diese geben Kindern Zeit zum Nachspüren. Nimm eine entspannte, offene Körperhaltung ein; Blickkontakt und ein freundliches Lächeln vermitteln Sicherheit. Übe das Anleiten von Atemübungen und kleinen Entspannungssequenzen selbständig oder im Team, und höre dich bei Bedarf auf einer Aufnahme, um Rhythmus und Stimme zu verbessern.
Gestaltung von Ritualen und sanften Übergängen: Etabliere ein kleines, wiederkehrendes Einstiegsritual (z. B. Glocke, kurzes Begrüßungslied, ein Atemsignal oder eine Visualisierung), das den Kindern signalisiert: Jetzt beginnt die Fantasiereise. Beende jede Einheit mit einer festen Abschlussroutine (z. B. gemeinsames Ausstrecken, ein Dankeswort, kurzes Teilen oder ein „Was nehme ich mit?“-Moment), damit die Rückkehr aus der Reise strukturiert und sicher verläuft. Halte Übergänge kurz und klar, plane vor- und nachbereitende Minuten ein (Ankommen, kurzer Austausch), und nutze visuelle Hinweise (Bildkarten, Timer, ein „Reisesymbol“), damit Kinder verstehen, wie lange etwas dauert und was folgt.
Sensibilität für kulturelle Unterschiede und familiäre Werte: Erfahre im Vorfeld, ob es kulturelle oder religiöse Besonderheiten gibt, die bestimmte Bilder, Metaphern oder Rituale problematisch machen könnten. Biete alternative Bilder an (z. B. statt „Seele“ neutralere Worte wie „Gefühlshaus“ oder „Herzensraum“) und frage Eltern bei Unsicherheit kurz um Erlaubnis. Achte darauf, dass Gefühle nicht moralisiert werden — vermeide Formulierungen, die Emotionen bewerten („Du darfst nicht wütend sein“). Ermutige Kinder, ihre eigenen Bilder zu wählen und eigene Wörter zu benutzen; das respektiert unterschiedliche Ausdrucksformen und familiäre Sprachgebräuche.
Praktische Hinweise zur Einbindung von Eltern und Kolleginnen: Informiere Eltern kurz über Ziel und Ablauf der Fantasiereisen (Flyer, E-Mail, kurzes Gespräch), nenne den Nutzen und mögliche Reaktionen der Kinder. Lade Eltern ein, einfache Übungen zu Hause fortzusetzen (z. B. abendliche Kurzreise, Gefühle malen). Tausche dich regelmäßig mit Kolleginnen über Beobachtungen und Anpassungsbedarfe aus; gemeinsame Fortbildungen oder kurze Übungsrunden im Team stärken Sicherheit und Einheitlichkeit in der Umsetzung.
Umgang mit Nicht-Teilnahme und Widerstand: Zwinge kein Kind zur Teilnahme; biete ruhige Alternativaufgaben an (z. B. ein Gefühlsmalblatt, leises Kneten). Wenn ein Kind ablehnend reagiert, erkundige dich offen und wertschätzend („Magst du mir sagen, warum gerade nicht?“), respektiere Grenzen und ermögliche späteres Einsteigen. Dokumentiere wiederkehrenden Widerstand und sprich ihn im Team oder mit den Eltern an, um mögliche Gründe (Überforderung, negative Erfahrungen) zu klären.
Sicherheit und professionelle Grenzen wahren: Sei aufmerksam gegenüber Anzeichen von Überwältigung (starke Weinen, Erstarren, Panik) und habe klare Sofortmaßnahmen parat: kurze Pause, Angebot eines Safe-Place, physische Nähe nur mit Einverständnis. Kennzeichne deutlich, wann Fantasiereisen als pädagogisches Angebot reichen und wann externe fachliche Hilfe nötig ist (anhaltende starke Symptome, Traumafolgen). Hole bei therapeutischer Nutzung stets schriftliche Einwilligung der Eltern ein.
Kleine Übungen für den Alltag: Nutze kurze 1–3-minütige Atempausen vor dem Mittagessen, ein tägliches „Gefühls-Check-in“ mit Emojikarten beim Morgenkreis oder ein wöchentliches Malen zum Stichwort „heute fühle ich…“. Solche Mini-Rituale fördern Routine und nehmen Ängste vor längeren Einheiten.
Selbstfürsorge für Lehrkräfte und Erzieher*innen: Beobachte deine eigene Reaktion nach Einheiten; Fantasiereisen können auch bei Leitenden Gefühle auslösen. Teile schwierige Eindrücke im Team, nimm Supervision oder Fortbildungen in Anspruch und achte auf ausreichend Pausen zwischen intensiven Einheiten.
Einfach, flexibel und konsequent umsetzen: Beginne mit sehr kurzen, leicht veränderbaren Skripten, sammle Feedback von Kindern und Eltern, und passe Sprache, Länge und Bilder schrittweise an. Kontinuität schafft Vertrauen — wenige, regelmäßige Einheiten sind wirksamer als seltene, lange Sessions.
Grenzen, ethische Aspekte und Datenschutz
Fantasiereisen sind eine wertvolle Methode, bergen aber auch Grenzen und ethische Fragestellungen, die verantwortungsbewusst berücksichtigt werden müssen. Besonders wichtig ist ein achtsamer Umgang mit sensiblen Themen: Fantasiereisen können Gefühle und Erinnerungen aktivieren, die bei Kindern Überwältigung, Angst oder das Auftauchen traumatischer Inhalte auslösen können. Daher sollten Anleitungen und Formulierungen vorsichtig gewählt werden (keine suggestiven oder retraumatisierenden Bilder), jederzeit eine einfache Möglichkeit zum Abbruch angeboten werden (z. B. ein vereinbartes Safe-Wort oder eine Handgeste) und nach der Reise genügend Zeit für Nähe, Beruhigung und Nachgespräch zur Verfügung stehen. Bei Anzeichen von Überwältigung (starkes Zittern, Erstarren, wiederkehrende Panik, Rückzug, starke körperliche Reaktionen) ist die Fantasiereise sofort zu beenden und das Kind durch beruhigende, körperorientierte Maßnahmen zu unterstützen; gegebenenfalls sind Eltern und/oder fachliche Hilfe zu informieren.
Einwilligung der Eltern und kindliche Zustimmung sind zentral, insbesondere wenn Fantasiereisen in therapeutischen Kontexten, in Gruppen mit sensiblen Themen oder im Rahmen von Forschung eingesetzt werden. Eltern sollten in klarer, verständlicher Form informiert werden über Zielsetzung, Ablauf, mögliche Risiken, Dauer und Abbruchmöglichkeiten. Für therapeutische Angebote ist eine schriftliche Einwilligung (inkl. Hinweis auf Meldepflichten bei Schutzgefährdung) empfehlenswert; für Schul- oder Kita-Angebote ist eine vorherige Information und die Möglichkeit zum Opt‑Out sinnvoll. Zusätzlich zur Elterneinwilligung sollte das Einverständnis des Kindes (kindliche Assent) eingeholt werden: kurz und altersgerecht erklären, worum es geht, und das Kind fragen, ob es mitmachen möchte. Bei Gruppenangeboten ist es wichtig, Vertraulichkeitsregeln zu besprechen (was in der Gruppe bleiben soll), zugleich aber offen zu kommunizieren, dass absolute Geheimhaltung nicht gilt, wenn das Kindeswohl gefährdet ist.
Der Umgang mit Aufnahmen, personenbezogenen Daten und Dokumentationen unterliegt rechtlichen und ethischen Anforderungen. Audio- oder Videoaufnahmen dürfen nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Einwilligung der Erziehungsberechtigten (und altersgerechter Zustimmung des Kindes) erstellt werden; vorab ist zu klären, wer Zugriff hat, wie lange Aufnahmen gespeichert werden und wofür sie verwendet werden. Grundsätze für den datenschutzkonformen Umgang:
- Nur die wirklich notwendigen Daten erheben und speichern (Datenminimierung).
- Einwilligungen dokumentieren (Zweck, Umfang, Dauer) und in einer verständlichen Sprache formulieren.
- Aufnahmen und personenbezogene Daten verschlüsselt und passwortgeschützt speichern; Zugriffsrechte beschränken.
- Klare Löschfristen vereinbaren und kommunizieren (z. B. Aufnahmen werden nach X Monaten gelöscht), sowie Verfahren zur sofortigen Löschung auf Wunsch der Eltern.
- Bei externen Diensten (Cloud, Audio-Hosting, Apps) prüfen, ob Anbieter DSGVO-konform sind; wenn erforderlich Auftragsverarbeitungsvertrag abschließen.
- Für Veröffentlichungen (z. B. Demonstrationsaudios) immer separate, ausdrücklich bezeichnete Einwilligungen einholen.
Weitere ethische und praktische Hinweise: Fachliche Grenzen anerkennen — Fantasiereisen sind kein Ersatz für psychotherapeutische Behandlung bei ernsthaften psychischen Problemen oder bei Kindeswohlgefährdung. Mitarbeitende und Lehrkräfte sollten geschult sein in Beobachtung, Deeskalation und Weiterleitung (Wer ist die Ansprechperson? Wie informiere ich Eltern? Wann melde ich an Fachstellen?). Dokumentationen über Reaktionen von Kindern sollten sachlich, knapp und geschützt geführt werden; emotional wertende Notizen vermeiden. Bei interkulturellen Unterschieden im Ausdruck von Gefühlen ist Sensibilität notwendig — kulturell angemessene Formulierungen wählen und Eltern/Bezugspersonen einbeziehen. Schließlich keine Versprechen auf strikte Geheimhaltung geben: Kinder sollten wissen, dass Erwachsene eingreifen, wenn Sicherheit oder Wohl gefährdet sind. Diese klaren, transparenten Regeln schaffen Vertrauen, schützen die Kinder und geben Fachkräften sowie Eltern Sicherheit im Umgang mit Fantasiereisen.
Weiterführende Ressourcen
Im Folgenden finden Sie eine kompakte, praxisorientierte Sammlung weiterführender Ressourcen — Buchempfehlungen und Fachliteratur, empfehlenswerte Audio-/App‑Vorlagen und Fortbildungsangebote sowie Hinweise auf Netzwerke und Beratungsstellen. Die Auswahl ist bewusst praxisnah gehalten; prüfen Sie beim Einsatz stets Altersangemessenheit, wissenschaftliche Fundierung und datenschutzrechtliche Aspekte.
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Buchempfehlungen und Fachartikel
- Einführende Fachbücher und Praxisanleitungen (Auswahl): The Whole‑Brain Child (Daniel J. Siegel & Tina Payne Bryson) – hilfreiche Grundlagen zur Emotionsregulation bei Kindern; Mindful Games (Susan Kaiser Greenland) – viele spielerische Achtsamkeitsübungen; A Handful of Quiet / Happiness in Four Pebbles (Thich Nhat Hanh & Lilian Cheung) – einfache Meditationsformate für Kinder. Viele dieser Titel liegen in Übersetzung vor oder sind international einsehbar.
- Fachartikel und Übersichtsarbeiten: Suchen Sie in Wissenschafts‑Datenbanken nach Begriffen wie „guided imagery children“, „mindfulness children randomized trial“, „emotion regulation children intervention“; relevante Journale u. a.: Mindfulness, Journal of Child Psychology and Psychiatry, Child Development, Developmental Psychology.
- Deutschsprachige Fachliteratur: Achten Sie bei deutschsprachigen Büchern und Fachartikeln auf Autor/innen mit Erfahrung in Kindertherapie, Pädagogik oder Entwicklungspsychologie sowie auf Rezensionen / wissenschaftliche Begleitforschung.
- Wie auswählen: Bevorzugen Sie Quellen mit empirischer Evaluation oder Praxisbeispielen, prüfen Sie Erscheinungsjahr (aktuelle Studien einbeziehen) und achten Sie auf Hinweise zur Altersgruppe und möglichen Kontraindikationen.
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Audio-, App‑Vorlagen und Fortbildungen
- Bewährte Apps/Plattformen (als Einstieg und zur Ergänzung): Smiling Mind, Stop, Breathe & Think Kids, Headspace (Kids‑Bereich), Calm (Kids), Insight Timer. Diese Angebote enthalten fertige Kurzmeditationen/Fantasiereisen für Kinder verschiedener Altersstufen. Prüfen Sie Datenschutz, Werbung und In‑App‑Käufe.
- Audio‑Quellen: Professionell produzierte Audiotracks (z. B. von erfahrenen Kindertherapeut/innen oder Achtsamkeitslehrenden) sind oft besser geeignet als beliebige YouTube‑Clips; eigenproduzierte Aufnahmen erlauben bestmögliche Alters‑ und Kontextanpassung.
- Fortbildungen: Suchen Sie nach zertifizierten Fortbildungen in „Achtsamkeit für Kinder“, „guided imagery in child therapy“, „traumainformierte Methoden“ und „emotionsregulation in pädagogischen Settings“. Internationale Anbieter mit deutschsprachigen Angeboten sind z. B. Mindful Schools; lokal bieten MBSR‑Lehrtrainerinnen/‑trainer oder Institute für Kinder‑ und Jugendtherapie zugeschnittene Workshops an. Achten Sie auf kindesbezogene Zusatzqualifikationen und Supervision.
- Qualitätskriterien für Medien und Fortbildungen: Nachweisliche Eignung für Kinder, klare Altersangaben, Hinweise zu Studienlage, Referenzen und Möglichkeiten zur Praxisbegleitung/Supervision.
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Netzwerke und Beratungsstellen
- Niedrigschwellige Anlaufstellen: TelefonSeelsorge (0800 1110 111), Nummer gegen Kummer — Kinder/Jugendliche 116111, Elterntelefon 0800 1110 550. Diese Dienste bieten akute Unterstützung und Verweismöglichkeiten.
- Professionelle Hilfe und Therapeutensuche: Wenden Sie sich an regionale Erziehungsberatungsstellen, das Jugendamt oder die Psychotherapeutenkammer Ihres Bundeslandes zur Vermittlung von Kinder‑ und Jugendlichenpsychotherapeut/innen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder‑ und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) bietet fachliche Informationen und Hinweise.
- Schulen, Kitas und lokale Netzwerke: Kooperieren Sie mit Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräften, Familienzentren und Elternbeiräten; örtliche Fortbildungsanbieter und Fachberatungen (z. B. Trauma‑ oder Inklusionsstellen) sind hilfreiche Partner für Implementierung und Supervision.
- Fachliche Netzwerke und Weiterbildung: Suchen Sie Mitgliedschaften oder Fortbildungen über etablierte Berufsverbände (Psychotherapeutenkammern, Verbände für Kinder‑ und Jugendhilfe, Achtsamkeitsnetzwerke). Diese bieten oft Listen zertifizierter Fortbildner/innen und Zugang zu kollegialer Vernetzung.
Praktischer Tipp zum Einstieg: Legen Sie eine kurze Quellen‑Checkliste an (Autor/in und Fachhintergrund, Zielgruppe, Evidenz/Studien, Datenschutz bei digitalen Angeboten, Hinweise zu Nebenwirkungen/Warnsignalen) und besprechen Sie größere Implementationen vorab mit Kolleg/innen und Eltern.
Fazit und Ausblick
Fantasiereisen sind ein wirkungsvolles, kindgerechtes Werkzeug, um Kinder in der Wahrnehmung, Benennung und im Ausdruck von Gefühlen zu stärken. Richtig eingesetzt fördern sie Selbstregulation, Empathie und ein beruhigendes Gemeinschaftsgefühl — sowohl in Kita- als auch Schul- oder Familiensituationen. Durch altersgerechte Sprache, sinnliche Details und wiederkehrende Ritualisierung können Kinder lernen, innere Zustände wahrzunehmen und angemessen damit umzugehen.
Für eine nachhaltige Wirkung empfiehlt sich ein pragmatisches Vorgehen: kurze, regelmäßige Einheiten, die an das Alter und Entwicklungsniveau angepasst sind; klare Sicherheitsanker und einfache Krisenpläne; Einbindung von Eltern und Lehrkräften; sowie Dokumentation kleiner Fortschritte. Wichtig ist die Balance zwischen positiven Erfahrungen und dem behutsamen Umgang mit herausfordernden Gefühlen — Fachpersonen sollten eingeschaltet werden, wenn wiederholt Überwältigung oder anhaltende Probleme sichtbar werden.
Praktische Empfehlungen, die sich gut im Alltag umsetzen lassen:
- Beginnen mit 2–3 Minuten bei Vorschulkindern, 8–12 Minuten bei älteren Kindern; lieber öfter kurz als selten lang.
- Rituale (Begrüßung, Atemübung, Abschlussfrage) einführen, um Sicherheit und Erwartbarkeit zu schaffen.
- Eltern informieren und einfachen Transfer für Zuhause anbieten (Kurzskripte, Emojis, Malaufgaben).
- Fachliche Weiterbildung für Erziehende und Lehrkräfte: Stimmeinsatz, Deeskalationsstrategien, Kultur- und Diversitätssensibilität.
Forschung und Weiterentwicklung bieten mehrere vielversprechende Wege: systematische Evaluationen zur Wirksamkeit in unterschiedlichen Altersgruppen und Settings; Langzeitstudien zu sozial-emotionalen Effekten; Entwicklung und Prüfung digitaler Formate und Audio-Apps unter Berücksichtigung von Datenschutz; sowie adaptierte Konzepte für kulturelle Vielfalt und inklusive Gruppen. Austausch zwischen Forschung, Praxis und Familien kann helfen, Methoden zu verfeinern und praktikable Standards zu etablieren.
Kurz: Fantasiereisen zur Gefühlsarbeit sind niedrigschwellig, flexibel und gut integrierbar. Mit klarer Struktur, sensibler Umsetzung und begleitender Dokumentation lassen sich spürbare Vorteile für das emotionale Lernen von Kindern erzielen. Kontinuierliche Praxis, begleitende Fortbildung und gezielte Evaluation sind die besten Hebel, um die Methode langfristig wirksam und verantwortungsvoll in Alltag, Unterricht und therapeutischen Kontexten zu verankern.
